Max Glauner
Yüksel Arslan
»Artures«
Kunsthalle Zürich, 28.1. – 9.2.2012
Nennen wir es nach dem Direktor der Berliner Nationalgalerie das „Kittelmann-Prinzip“: Um dem eigenen Haus eine maximale Aufmerksamkeit zu verschaffen, wird ein Künstler engagiert, der auf handwerklich hohem Niveau einen maximalen Schau- und Erlebniswert generiert, sich jedoch von dem sonst gepflegten musealen Programm sichtbar abhebt.
Wenn jetzt die Leiterin der Zürcher Kunsthalle Beatrix Ruf in ihrer vorletzten Ausstellung im Museum Bärengasse – im Sommer kehrt sie in die sanierten Räume des Löwenbräu-Areals zurück – den Türkischen Zeichner Yüksel Arslan präsentiert, liegt der Verdacht nicht fern, dass auch sie auf das „Kittelmann-Prinzip“ setzt.
Mit Ausstellungen von Heimo Zobernik oder Walid Raad und Human Valley vertrat sie vor allem medial reflektierte, konzeptuelle Positionen. Verglichen damit kommt das Werk des 1934 in Istanbul geborenen Arbeitersohns Yüksel Arslans aus einer anderen Welt: Seit seinem Kunstgeschichtsstudium malt und zeichnet der heute Achtundsiebzigjährige unermüdlich auf Papier. Es sind anfangs zart vorgetragene maskuline Lemuren in Kreide, die ihm durch Vermittlung eines amerikanischen Sammlers 1958 eine Einladung nach Paris zu André Bretons letzter Surrealismus-Ausstellung E.R.O.S. (1959/1960) bescherten. Zu einer Beteiligung Arslans kam es zwar nicht, aber sein Ruf als Postsurrealist war damit begründet. Er lebt seitdem bescheiden, doch gesichert durch Verkäufe an überwiegend türkische Sammler. Yüksel Arslan hält nach der Einladung Bretons wenig am Bosporus. 1961 gelingt ihm der damals weite Weg in die Kunstmetropole Paris. 1962 siedelte er dorthin über und wohnt bis heute in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung an der U-Bahnstation Saint-Mandé in der Nähe des Bois de Vincennes. Sie dient…