Heinz-Norbert Jocks
Yozo Hamaguchi
Kunstverein, Düsseldorf, 24.11. – 6.1.1991
Wo ein künstlerisches Werk sich nicht bedingungslos an das Heute ausliefert, hat es nur geringe Chancen, ein nennenswertes Interesse zu finden. Die Künstler und ihre Werke, die ihren eigenen Gesetzen folgen und die weder die Lust verspüren noch den Ehrgeiz besitzen, sich an derlei Spekulationen auf das Tagesinteresse zu beteiligen, haben sich damit abzufinden, daß sie, wenn überhaupt, dann nur sehr langsam wahrgenommen werden. Das ist im Fall von Yozo Hamaguchi, des zeitlosen Meisters des Mezzotinto, um so beklagenswerter, als sich in Düsseldorf die uralte, vergessen geglaubte Technik des Kupferstichs auf eine Weise vorstellt, wie sie einmalig ist: ohne rhetorischen Aufwand und doch bezwingend, von einnehmender Sachlichkeit und gleichwohl bis ins Letzte empfunden, mit fast naiver Freude am Detail. Hamaguchi, der sich, 1909 in Hirokawa geboren, mit 18 Jahren der Bildhauerei an der Kaiserlichen Kunstschule in Tokio verschrieb, zog mit 21 Jahren nach Paris, wo er Malerei studierte. 1939 nach Japan zurückgekehrt, beschäftigte er sich in Kioto intensiv mit der Tradition japanischer Malerei. 1953 siedelte er nach Paris über, wo er sich auf das Mezzotinto konzentrierte, eine Kupferstichtechnik, die er in ein Ausdrucksmedium des 20. Jahrhunderts verwandelte. Seit 1981 lebt er in San Francisco. Man muß sich die gravierenden Veränderungen unserer gängigen Anschauungsbedingungen vergegenwärtigen, um die Leistung dieser Drucktechnik ganz zu erkennen. Denn der Raum und die darin eingebetteten Dinge werden nicht mehr als Gegensätze verstanden, sondern zeigen sich im Aufbau einer Art Zwischen-Räumlichkeit für die anschaulische Erfahrung als voneinander fast unabhebbar. Aus…