You can’t Judge a Book by it’s Cover
Wie feiert man ein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum? Indem man eine Party gibt. Aber wenn es als Buchverlag ein derartiges Jubiläum gibt, dann muss schon noch etwas anderes dazukommen. Nennt sich dieser Verlag dann noch Merve, nach dem Vornamen einer der Mitbegründerinnen, dann kann es keine einfache Festschrift sein. Die überliess man in diesem Falle dem Feuilleton, das seiner Aufgabe dann auch zumindest größtenteils gerecht wurde. Unter dem Arrangement von Hans Peter Kuhn und Hanns Zischler legte man im Verlag statt dessen eine Dokumentation im doppelten Sinne vor, mit jenem Understatement, das den Verlag und seine Betreiber, Heidi Paris und Peter Gente, schon immer auszeichnen. Nichtsdestotrotz lässt sich nach fünfundzwanzig Jahren feststellen, daß es nicht nur eine Suhrkamp-Kultur gibt, sondern auch eine Merve-Kultur. Das lässt sich nun in dem Band plus CD nachvollziehen, denn das Büchlein enthält in chronologischer Reihenfolge alle bis dato im Verlag veröffentlichten Bücher. Und wer will, kann es tatsächlich als Nachschlagewerk verwenden. Wann wurde `Rhizom` von Deleuze/Guattari veröffentlicht? Nein, nicht 1979, sondern 1977. Wann entdeckte Jean-François Lyotard die `Intensitäten`? Ein Jahr später. Die Metakybernetik eines Ranulph Glanville wurde 1988 in dem Band mit dem prosaischen Titel `Objekte` vorgestellt. Die Auswahl der genannten Titel ist rein subjektiv, weil sie auch Teil der intellektuellen Geschichte des Autors dieser Zeilen sind. Aber Merve hat in seiner Verlagsgeschichte nicht nur subjektiv Geschichte geschrieben, sondern auch generell. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, daß ein neuer Ton, eine andere Musik die intellektuellen Debatten der vergangenen fünfundzwanzig…