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Ausstellungen: Neumünster · von Hajo Schiff · S. 257 - 257
Ausstellungen: Neumünster , 2014

Hajo Schiff
Yinka Shonibare, MBE

»Cannonball Paradise«
Herbert Gerisch-Stiftung,Neumünster, 27.4. – 19.10.2014

Starkfarbig gemusterter Batikstoff gilt als typisch afrikanisch. Tatsächlich aber kommt er aus Indonesien, wird in Holland und England und inzwischen auch China produziert und nach Afrika vermarktet. Diese Stoffe, die eine globale koloniale Wirtschaftsgeschichte erzählen, verwendet der britisch-nigerianische Künstler Yinka Shonibare MBE in allen Arbeiten: Seine aus vielen Museen und Biennalen weltweit bekannten Szenen aus der Kulturgeschichte Europas zeigen die Figuren zwar im Stil des 18. und 19. Jahrhunderts gekleidet, aber eben in jenen vermeintlich afrobunten Waxprint-Stoffen. So werden tradierte Vorstellungen von Rasse, Klasse und Kultur lustvoll infrage gestellt.

Es überrascht, dass die Präsentation von 20 Werken (Installation, Foto, Collagen, Video) in Neumünster die erste Einzelausstellung Shonibares in einer deutschen Kunstinstitution ist. Dort in der Herbert Gerisch-Stiftung wird immer auch der große, idyllische Landschafts- und Skulpturenpark mit einbezogen: Eine eigens produzierte, sechs Meter hohe Skulptur setzt mit ihrem wie herbei geweht wirkenden pseudoafrikanischen Muster einen gebrochen exotischen Akzent.

„Es soll schön aussehen… und sie werden es nicht merken, dass ich protestiere“, sagt Yinka Shonibare. Der 52jährige ist ein Gentleman und ein Revolutionär. Mit sehr englischer Ironie kritisiert er die Widersprüche einer postkolonialen, aber keineswegs gerechten Gesellschaft. Die Sehnsucht nach den scheinbar guten alten Zeiten wird ebenso bedient, wie demaskiert, schließlich sind die Akteure fast immer ohne Kopf. Nicht nur die Guillotine hat einst beim Adel dafür gesorgt, schon Adam und Eva wurden angesichts der Schlange ganz kopflos. Nun sind diese lebensgroßen Tableaus reichlich theatralisch. Doch wie die alte Aristokratie sieht Shonibare gerade…



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