Yilmaz Dziewior, Museumsdirektor
Yilmaz Dziewior studierte Kunstgeschichte in Bonn und London. Von 2001 bis 2008 war er Direktor des Hamburger Kunstvereins, ab 2009 leitete er das Kunsthaus Bregenz.
Seit Februar 2015 ist er Direktor am Museum Ludwig, Köln.
Christiane Meixner: Herr Dziewior, kann man über Kunst urteilen?
YILMAZ DZIEWIOR: Ich glaube, man kann. So wie man permanent Urteile fällt seit der Kindheit. In der Kunst macht das jeder. Ich tue das auch, bin mir für mich aber meiner subjektiven Position bewusst. Und darüber, dass sich Urteile ändern können.
Was geschieht dann?
Ich merke, dass eine Position oder ein Werk, das ich einmal sehr geschätzt habe, mit der Zeit oder im Kontext des übrigen entstandenen Werks für mich nicht mehr dieselbe Relevanz besitzt. Umgekehrt mache ich die Erfahrung, dass sich eine Arbeit, die anfangs mit einem eher negativen Urteil besetzt ist, über die Zeit und die Auseinandersetzung wendet. Dass man sie dann positiv bewertet oder sogar besonders schätzt, weil sie einen nicht mehr losgelassen hat.
Entwickelt man darüber neue Kriterien?
Das ist ja schon ein Schritt weiter. Ich würde erst einmal festzulegen versuchen, nach welchen Kriterien ich überhaupt Urteile fälle. Das sind, denke ich, eine ganze Reihe. Ich bin mir bewusst, dass es so etwas wie eine Tageskondition gibt. Aber ich glaube auch, dass die Kriterien nicht nebulös oder zufällig sind, sondern viel mit der eigenen Person zu tun haben. Wie man aufgewachsen ist und sozialisiert wurde. Welche Fragestellungen einen beschäftigen. Das sind Kriterien, die man sich über die Zeit aneignet.
Ist das die unveränderliche Basis?
Kriterien können sich ändern,…