Heinz-Norbert Jocks
Yan Lei
Pekinger Tatorte: Ein Atelierrundgang
Yan Lei, 1965 in Lanfang/Provinz Hebei geboren, reagiert mit seinen subtilen Konzepten auf die etwaigen Herausforderungen des Kunstmarktes im Zeitalter der Globalisierung. Er geht nicht nur der ewigen Frage nach, wodurch heute jemand zum Künstler erklärt wird. Er hinterfragt auch die ungebrochene Macht, die Tücken und leidigen Mechanismen von Markt und Ausstellungswesen.
Zusammen mit Hong Hao fälschte er beispielsweise eine an 100 chinesische Künstler von Deutschland aus verschickte Einladung zur Documenta 10. Um den Fake perfekt zu machen, erfand das listige Duo einen Kurator namens Ielnay Oahgnoh, dem in Kassel angeblich die Leitung der Sondersektion „From the other Shore – Chinese-Avantgarde“ übertragen worden war. Alle Angeschriebenen ließen sich von dem nachgemachten Logo auf dem Briefpapier so überrumpeln, dass sie prompt zusagten und damit der Täuschung erlagen. Ein Fake, der nicht nur den Wunsch aller Künstler berührt, dabei zu sein, sondern darüber hinaus auch das internationale Künstlerstarsystem ironisch attackiert.
Alles, was Yan Lei sich ausdenkt, zielt darauf, die der internationalen Gesellschafts- und Kunstszene immanenten Mach-und-Machtverhältnisse kritisch in Augenschein zu nehmen. Wie kein anderer benutzt er, der sich seiner eigenen Rolle sehr bewusst ist, das immer wieder neu variierte Spiel von Vortäuschung und Realität. So lässt er eingängige Bilder en masse reproduzieren und absetzen, um der Behauptung vom Original zu widersprechen. Dabei geht es ihm nicht um die Motive oder Inhalte der plakativen Malerei, sondern um eine spezielle Form ästhetischer Subversion per Affirmation.
Der von ausländischen Kuratoren bewirkte Aufstieg und Niedergang eines Künstlers in Übersee wird an…