Bremen
Yael Bartana
Utopia Now!
Weserburg Museum für moderne Kunst 25.05.– 24.11.2024
von Michael Stoeber
Um diese Ausstellung mit Werken der renommierten Künstlerin Yael Bartana, 1970 in Israel geboren, heute in Berlin und Amsterdam lebend, hat Janneke de Vries, Direktorin des Kunstmuseums Weserburg in Bremen, lange geworben. Dass ihre Schau nun mehr oder weniger zeitlich parallel zur Biennale in Venedig läuft, wo Bartana im deutschen Pavillon mit einer hoch gelobten, mehrteiligen Installation glänzt, ist der reine Zufall. Dennoch dürfte das der Bremer Ausstellung Besucherinnen und Besucher zuführen und vice versa. Denn die Schau in Bremen ist zwar nicht groß – es gibt in ihr gerade einmal drei Neonarbeiten und vier Video- und Filmwerke zu sehen –, aber sie ist großartig. Sie führt mitten hinein in das Denken und Fühlen dieser außergewöhnlichen Künstlerin. Was sie umtreibt, sind nicht weniger als die Menschheitskrisen und -katastrophen der Vergangenheit und Gegenwart, die sie in höchst idiosynkratischer Manier darstellt, dabei immer das kanonische Wort von Gottfried Benn vor Augen: „Die Kunst ist Form, oder sie ist nicht.“ Schöner und ästhetischer als in der Kunst von Bartana lässt sich Unglück und Elend gestalterisch nicht zeigen, aber auch nicht die realistische Hoffnung, sich daraus zu befreien.
Das macht bereits der Parcours ihrer drei Neonarbeiten deutlich. Bei Eintritt in die Ausstellung sehen sich Besucherinnen und Besucher vis-à-vis der Neonarbeit Crisis-Crysis-Crycis (2021). In hell leuchtenden Versalien führt sie mitten hinein ins Herz der Krise, die heute, wohin man auch blickt, ein Dauerzustand zu sein scheint. Durch leichte Buchstabenveränderung zitiert Bartana Frauenperspektive und Genderdebatte…