Magdalena Kröner
Xu Zhen
Der Körper als Provokation.
Schlage den Rücken eines menschlichen Wesens, und beobachte, wie die Haut sich rot färbt.” Diesen lakonischen Untertitel trägt Xu Zhens Video “Rainbow”, in dem der Künstler auf einen bloßen Rücken einschlägt. Die Brutalität der Handlung bleibt jedoch verborgen: das Video selbst zeigt lediglich eine scheinbar statische Rückenansicht, die Schläge auf die Haut selbst sind herausgeschnitten worden, das Geräusch des Schlagens jedoch ist weiterhin hörbar. Es bleibt die Ansicht eines sich zunehmend rötlich, dann bläulich verfärbenden Rückens, der unter den nur zu ahnenden Schlägen nicht einmal zuckt. Der Schmerz wird vom Betrachter assoziiert parallel der Verfärbung der Haut. Das schlichte Bild läßt an Folter und Terror, aber auch an medizinische Experimente denken. So bewegt sich Xu Zhen, Enfant terrible der Shanghaier Kunstszene, auf einem schmalem Grat zwischen kalkuliertem Schock und ernsthafter Reflexion, stets auf der Suche nach Möglichkeiten der Erschütterung sozial abgesicherten Verhaltens, sozialer Grenzen und Normen. Die Ambivalenz in Rezeption und Deutung bleibt den Betrachtern überlassen und ist zudem längst Teil der erfolgreichen Selbstdarstellung Xus geworden. Zugleich fungiert der Skandal als ideales Markenzeichen des Künstlers in einer auf (Selbst-)Vermarktung und Konsum gerichteten Gesellschaft, so daß der zunächst gesellschaftskritisch anmutende Impetus wiederum ambivalent bleibt.
Xu Zhen benutzt den Körper, seinen eigenen, den Körper anderer, aber auch einen im weiteren Sinne sozialen Körper als Instanz, mit der er festgefügte Grenzen von Öffentlich und Privat, Leben und Tod, Ethisch und Unethisch, Lust und Schmerz, Sensation und Banalität zu attackieren sucht. Der Körper bildet das Zentrum der Performances, Videos…