Michael Nungesser
X-Rated
»William N. Copley und Andreas Slominski«
me Collectors Room, Berlin, 30.1. – 8.5.2011
Nicht jugendfrei verheißt der Ausstellungstitel: X-rated. Es wird zur Sache gegangen, gevögelt und gebumst, geleckt und gespritzt. Sex pur. Doch der Ton macht die Musik, oder: Die ästhetische Haltung sublimiert den groben Stoff, wenn auch mit machohafter Grundeinfärbung. Das liegt an den Schöpfern der Bilder, zwei Malern unterschiedlicher Generationen, deren Werke hier erstmals zusammenkommen. Sie nehmen sich des lustvollen Treibens zwischen den Geschlechtern an. Auch wenn Pornos sicherlich als Vorlagen herhielten – das künstlerische Resultat ist anders. Ironie, Humor, Übertreibung, eine eigenwillige, satirisch-schräge Handschrift verwandeln das Eindeutige in Körperornamente voller überraschender, witziger und abgründiger Bildeinfälle.
Der ältere von beiden, William N. Copley (1919-1996), malte einst die Serie „X-rated“ und stellte sie unter diesem Titel 1974 in den bürgerlich gediegenen Räumen des New York Cultural Center aus. Der US-amerikanische Künstler, der mit Cply signierte und auch Galerist, Schriftsteller, Verleger und Mäzen war, stand im engen Kontakt zu den Surrealisten, hatte sich das Malen selbst beigebracht und blieb zeitlebens Einzelgänger, ein Künstler für Künstler, wenn auch inzwischen in die Kunstgeschichte als Bindeglied zur Pop Art eingemeindet. In Berlin zeigte ihn Galerist Rudolf Springer schon in den Sechzigern, Jahre später auch Reinhard Onnasch, kurz vor seinem Tod widmete ihm die Kestner Gesellschaft in Hannover eine Schau, 1997 das Ulmer Museum eine Retrospektive. Copley gehört zu den Quertreibern der Moderne, den bösen Buben, von Picabia bis Kippenberger, die gegen den Stachel der reinen Kunst löcken. Copleys kürzlich rekonstruierter Schau von 1974,…