ALLUCQUERE ROSANNE STONE
Würde sich der wirkliche Körper bitte erheben?
GRENZGESCHICHTEN ÜBER VIRTUELLE KULTUREN1
Die Maschinen sind heute nacht ruhelos
Nach Donna Haraways “Promises of Monsters” und Bruno Latours Texten über Aktoren-Netzwerke und Artefakte, die sprechen, kann ich kaum noch an irgendein Artefakt denken, das nicht einen Handlungswillen hat. Wenn daher der Trockner beginnt, klagend vom Waschraum zu piepsen, während ich zusammen mit Freunden zu Abend esse, dann schauen wir einander mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagen gleichzeitig: “Die Maschinen sind heute nacht ruhelos …”
Es ist, glaube ich, nicht die Redewendung, die ich verblüffend finde. Selbst nach Haraway 1991 und Latour 1988 kann man diese Redewendung nur schwer auf intuitive Weise anerkennen. Es ist die Ellipse, die ich bemerke. Man kann diese drei Zeichen hören. Was kommt nach ihnen? Der Sachverhalt, daß die Redewendung – offensichtlich die Wiederkehr eines unbestimmten anthropologischen Witzes – uns witzig erscheint, sagt bereits eine Menge darüber aus, wie wir über unseren komplexen und oft ungemütlichen Umgang mit dem Nicht-Lebendigen denken. Ich verbringe beispielsweise mehr Zeit mit der Interaktion mit Saint-John Perse – das ist der vertrauliche Name meines Macintosh-Computers – als mit meinen Freunden. Ich schätze seine Schwächen und er murrt über die meinen. Daß jemand in mein Zimmer kommt und mich daran erinnert, daß Perse nur ein “Durchgangspunkt” für die Arbeitspraktiken eines Freundeskreises von mir im Silicon Valley ist, verändert meinen Eindruck, mit einem vagen, aber augenfällig empfindungsfähigen Ding zu tun haben, das auf meinem Tisch hockt, nicht um einen Deut. Die Menschen, die ich untersuche, sind…