Michael Stoeber
Wunderkammer
Figur und Raum – von Archipenko bis Niki de Saint Phalle
Sprengel Museum Hannover, 8.6. – 17.8.2008
Die Wunder- und Kunstkammern der Renaissance und des Barock waren dazu da, die Menschen das Staunen zu lehren. Sie gingen aus den frühen Raritäten- und Kuriositätenkabinetten hervor, die noch keinerlei Differenzierung der Dinge nach ihrem Herkommen aus Kunst, Natur und Wissenschaft kannten. Fürsten und reiche Bürger häuften in ihnen die unterschiedlichsten Dinge an, Schmuck und Schnitzereien, Muscheln und Korallen, Waffen und Bücher und Bilder und Skulpturen. „Das alles gibt es also. So reich ist die Welt!“, sagten sich, ehrfürchtig und bewundernd, die Betrachter. Die Spezialisierung der Wunderkammer in homogene Sammlungen kam später. Wenn das hannoversche Sprengel Museum jetzt aus eigenen Beständen allein eine große Ausstellung bestückt und sie unter dem Titel der „Wunderkammer“ der Öffentlichkeit anpreist, folgt sie dabei von der Tradition her einem stolzen Anspruch: „Schaut her, was wir alles zu bieten haben!“ Und was das Haus am Maschsee hat, ist in der Tat staunenswert. Man glaubt gar nicht, was in seinen Depots an Kunstschätzen schlummert. Direktor Ulrich Krempel hat viele der Werke dort auf Zeit gehoben und sie mit anderen Exponaten aus der ständigen Sammlung zu einer sehenswerten Ausstellung vereinigt. Dabei ist er chronologisch vorgegangen und hat in sechs Kabinetten einen Überblick über die Kunst des letzten Jahrhunderts versucht. Er beschränkt sich auf Malerei und Skulptur, auf die klassischen Medien also, die bis heute im ausufernden Kunstbetrieb mit immer neuen Medien und Materialien ihre Attraktivität ungebrochen bewahrt haben.
Krempels Auswahl ist…