Petra Unnützer
Women
Galerie Klemens Gasser und Tanja Grunert, Köln, 24.4. – 30.5.1998
Fotos von Frauen und Mädchen, überwiegend aufgenommen in den 90ern, konstatieren andere BIickweisen auf Frauen. Die Gruppenausstellung bei Gasser und Grunert filtert bis dato ungewöhnliche Ansichten von Frauen aus den Oeuvres von 8 bedeutenden zeitgenössischen Fotografinnen heraus. Aber auf den ersten Blick wird klar, daß mit den Portraits auch unterschiedliche soziale Klassen, Kulturen und Altersgruppen aufgezeigt werden. Die Ausstellung demonstriert sehr verschiedene Ansätze.
Richard Billinghams weithin bekannte Fotos seiner fettleibigen Mutter Liz auf der Couch, beim gemeinsamen Essen mit Ihrer Katze oder mit dem Tier auf dem Rand der Badewanne sitzend sind an Drastik kaum zu Überbieten. Die Aufnahmen beschönigen nichts. Sie zeigen sie mit den enormen Ausmaßen ihres Körpers, ihrer schrillen, billigen Kleidung mit Tätowierungen auf den Armen in der Privatsphäre ihrer Sozialwohnung. Die intimen Momente aus einem Leben in Armut schockieren in ihrer Offen- und Direktheit. Die Radikalität Billinghams besteht auch darin, daß er an den Anfang seiner künstlerischen Karriere diese brutale Dokumentation seiner Familie stellt und keinen Zweifel über seine Herkunft läßt. Aber auch das Verhältnis zwischen Fotograf und Portraitierter wird durch die Intimität, Emotionalität und Individualität der Fotos festgehalten.
Die Momentaufnahmen ihrer Tochter Linda und Sonja zeugen von Annelies Strbas liebevollem Blick, ihrer wechselnden Nähe und Distanz. Gefühlvolle Fotos zeigen die Verwandlung dieser beiden ihr so nahestehenden Individuen über Jahre hinweg. Flüchtige intime Augenblicke werden bewußt in den Mittelpunkt gerückt, die auch spezifisch für eine bestimmte Generation sein könnten.
Rineke Dijkstra fotografiert die kleine Almerisa, ein Flüchtlingskind aus…