Michael Nungesser
Wols Photograph
»Der gerettete Blick«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 15.3. – 22.6.2014
Die Zigarette lässig im Mundwinkel, den Hut leicht schräg in die hohe Stirn gesetzt, so schaut, fast ganovenhaft, Wols bildfüllend von den Plakaten des Martin-Gropius-Bau. Nach Dresden, im Sommer 2013 anlässlich seines 100. Geburtstages, ist die ihm gewidmete Ausstellung seines fotografischen Werkes nun in Berlin zu sehen, im Herbst 2014 dann in Paris. In Berlin wurde Wolfgang Schulze – unter dem Namen Wols als legendärer Wegbereiter des Tachismus berühmt geworden – 1913 geboren, in Dresden ging er zur Schule und ab 1932 lebte er bis zu seinem frühen Tod 1951 in Paris. Als Maler und Zeichner gefeiert, stand er als Fotograf bisher weniger im Fokus. Die über tausend Fotos umfassende Sammlung des Kupferstich-Kabinetts in Dresden, im Wesentlichen der Nachlass von Wols’ Schwester, ermöglicht nun in einer umfassenden Auswahl einen Überblick über das fotografische Gesamtwerk, das auf Grund zahlreicher Verluste sich nur erahnen lässt.
Die thematische Gliederung der Ausstellung stellt die zahlenmäßig überwiegenden Porträts voran: Freunde und Bekannte von Wols, Künstler, Theaterleute und Schriftsteller, meist aus dem Umfeld des Surrealismus (wenige international bekannte wie Roger Blin, Max Ernst oder Jacques Prévert). Seine Stadtfotos sind auf Paris fokussiert. Ein eigener Raum gilt dem Pavillon de l’Élégance auf der Pariser Weltausstellung von 1937 – einziger Großauftrag für Wols von der Vereinigung der Modeschöpfer. Es schließen sich Stillleben an, einschließlich fünf Fotogramme. Insgesamt stehen den Abzügen aus den 1960er und 1970er Jahren eine kleine Zahl von Originalabzügen gegenüber, zum Teil die einzigen Leihgaben weniger Galerien…