Johannes Meinhardt
Wols
Bilder Aquarelle Zeichnungen Photographien Druckgraphik
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, 31.3.-27.5.1990
Kunsthaus, 24.11.1989 -11.2.1990
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, 31.3.-27.5.1990
Die Züricher Retrospektive des Werkes von Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulze, 1913-1951) erlaubt überhaupt zum ersten Mal einen Blick auf die Gesamtheit des Werks, der sowohl den engen Zusammenhang der frühen surrealistischen Zeichnungen und der späten informellen Gemälde als auch die Verbindungen zwischen Photographien, Zeichnungen, Kaltnadelradierungen und Gemälden prüfen kann. Von den etwa 80 Gemälden, die extrem weit verstreut sind, werden 47 ausgestellt. Die Aquarelle und Zeichnungen befinden sich über- wiegend in Privatbesitz und sind teilweise schwer zugänglich; dazuhin existieren von den Aquarellen sehr viele, bislang ungeprüfte Fälschungen. Auch hier konnte ein großer Teil der wichtigen Arbeiten zusammengebracht werden.
Bis 1939 war Wols, der 1933, noch nicht volljährig, Deutschland endgültig den Rücken gekehrt hatte und nach Paris gegangen war, fast ausschließlich als Photograph tätig. Viele seiner Photographien zeigen “surrealistische Objekte” bzw. “objets trouvés”; erschreckende, biologische Gegenstände, die libidinöse Besetzungen aufblitzen lassen oder als Partialobjekte das Zerstückeln des Körpers demonstrieren; Konstellationen von Kadavern, sei es auch in der Form von Lebensmitteln, die, extrem fremd werdend, ein jähes, beunruhigendes Leben enthüllen und einen klebrigen und libidinösen Sinn annehmen, der besonders beklemmend ist, weil er sich nicht entziffern läßt. Oder umgekehrt ein Lebendigwerden von unbelebten Gegenständen, das die untergründige leibliche Semantizität der Dinge aufleuchten läßt.
In den Photographien sind drei wesentliche Aspekte von Wols’ späteren Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden schon vorgeprägt: Wols photographierte erstens viel in direkter Aufsicht, ohne Horizont, so daß die Bildfläche, real eine waagerechte Fläche, sich an der…