MICHAEL STOEBER
Wolkenfänger
Horst Antes und der malerische Aufbruch in den sechziger Jahren
Sprengel-Museum Hannover, 24.3 – 16.6.2002
Das ist seit 1983 die dritte Ausstellung, die das hannoversche Sprengel Museum dem Werk von Horst Antes widmet. Das Haus am Maschsee verfügt – nicht zuletzt auf Grund einer umfangreichen Schenkung des Sammlerehepaares Wolf und Ursula Hermann – über bedeutende Antes-Bestände, die immer wieder zur Auseinandersetzung mit dem Oeuvre des Künstlers herausfordern. Die aktuelle Präsentation scheint mir die bisher interessanteste Ausstellung von allen zu sein. Nicht nur, weil sie sich auf das vitale Frühwerk des 1936 in Heppenheim geborenen Künstlers konzentriert, sondern auch, weil die Sprengel-Schau die Antes-Werke aus den späten fünfziger und sechziger Jahren durch Bilder von Zeitgenossen flankiert. Dadurch macht der Betrachter interessante Entdeckungen. Zum einen wird deutlich, dass die Antes-Werke aus diesen Jahren in ihrem Qualitätsstandard absolut auf der Höhe der Zeit sind. Wer auch immer nach dem Willen von Annett Reckert, der Kuratorin der Ausstellung, zu sensibel arrangierten Paarungen mit den Werken des hessischen Künstlers antritt, ob die Cobra-Maler oder die Maler der Münchener Gruppe “Spur”, ob Dubuffet, Saura oder Schumacher, stets können sich die Antes-Werke neben den Bildern prominenter Kollegen mühelos behaupten. Zum anderen wird deutlich, wie sich das Informel allmählich erschöpft, wie sich am Ende der fünfziger Jahre bei den Künstlern eine Sehnsucht manifestiert, nach Jahren luftigster Subjektivität und einer frei schwingenden Abstraktion der Malerei eine neue Schwerkraft zu geben und eine neue Art von Erdhaftung.
Schon Leonardo erteilte in seinem berühmten Traktat über die Malerei jungen Kollegen den…