Gabriele Lohberg
Wolfgang Sykownik
»Träume erhellen die Dämmerung«
Kunstverein, November / Dezember 1989
Zuerst in Alsfeld, wo er 1989 den Titel “Stadtzeichner” und das damit verbundene Jahresstipendium erhielt, und anschließend im Kunstverein Arnsberg zeigte Wolfgang Sykownik seine Gemälde und Reliefs der letzten beiden Jahre. Hat man noch seine Bilder vor Augen, wie sie z. B. in der Galerie Wenk in Dortmund ein Jahr zuvor zu sehen waren, so fällt es auf, wie konsequent und – im nachhinein – anscheinend folgerichtig, sich Sykownik auf den Weg in die Abstraktion begeben hat. Immer noch getragen von weiten, kosmischen Raumvisionen, fehlen nunmehr die eindeutigen, immer die Bedeutung festlegenden Symbolfiguren.
Wolfgang Sykownik arbeitet mit der offenen Form des Fragments. Das gängige Rechteck kann dabei nicht immer als Bildformat dienen, und eine Gliederung als Diptychon oder Triptychon ergibt sich aus den gleichen Gedanken. Die oft heftige Bewegung im Bild fördert einen dezentralen Bildaufbau. In Schwerpunkten sammeln sich Energien, Kräfte, um wieder auszustrahlen, auszubrechen. Der Fleck, gebrochene Strich, die Spur eines Vogels, die Reißkante im Papier, unregelmäßig verlaufende Farbe, das alles ist nicht zufällig Ausdrucksträger. Der Zufall wird vielmehr herbeigesehnt, als Anregung benutzt und sogar als Leitidee für eine ganze Bildgruppe ausgearbeitet.
Die Frakturen behindern die Lesbarkeit eines Bildes, eines Reliefs, und paradoxerweise beschleunigen sie sie gleichzeitig. Die Brüche tragen zu einer äußerst lebendigen, aufrührerischen Dynamik bei. Die Lücke, das Provisorische, das ungenau Gesehene, das halb Vergessene, kaum zu Erinnernde, der Fehler, das ist es, was man genau und sofort wahrnimmt, verinnerlicht. Diese “Fehlstellen” führen zu den Räumen “jenseits der Malerei”,…