Heinz-Norbert Jocks
Wolfgang Luy
Galerie Konrad Fischer, Dezember 1985
Skulpturen sind dazu da, dem Auge und dem Geist einen Streich zu spielen. Es kommt heute darauf an, das Sehen neu zu lernen. So könnte die Devise von Wolfgang Luy lauten. Damit ist zweifellos die Intention des Künstlers nur annäherungsweise erfaßt. Luy arbeitet wie ein gewissenhafter Konstrukteur, der auf der langen Suche nach seinem neuen Kunstwerk ist. Dabei geht er von einer Idee aus, die er überprüft, indem er zunächst ein kleines, gut überschaubares Modell anfertigt. Denn dann erst zeigt sich, wie sie die Idee grundsätzlich umsetzen läßt. Luy weigert sich, bereits jedes Detail und seine Wirkung vorzuplanen. Vieles kommt erst hinzu, wenn er sich im Prozeß des Konstruierens befindet. Das Modell versteht er nicht als genauen Vorschein des Kunstwerks. Es wirkt eher wie eine recht grobe Skizze, die vor allem dazu dient, sich einen Überblick über die in die Praxis verlagerte Idee zu verschaffen. Eine Skulptur, die für das Werk von Luy atypisch ist, setzt sich aus drei einzelnen Bildern zusammen. Da wäre das grüne Blatt als Archetyp der Natur, der Kreis als abstraktes Mittelstück, das nichts bedeutet oder ausdeutet, und das Haus als Heimat des Menschen. Die Motive verbinden sich zu einer komplizierten Konstruktion, die in sich stimmig ist, aber sich klar weigert, auf Anhieb durchschaubar zu sein. Darin liegt der ästhetische Reiz für den Betrachter, der hier vom Künstler herausgefordert wird, zum aktiven Rezipienten zu werden, sagt ihm die Skulptur nichts. Das Blatt, aus dessem Innern der Kreis ausgeschnitten wurde,…