MARTIN SEIDEL
Wolfgang Laib
»Die neun Planeten –
oder wie die Zusammenhänge auch sein könnten«
Neue Galerie, Museum Folkwang, Essen, 26.4. – 9.6.2002
Seit bald dreißig Jahren, seit seinem Abschluss des Medizinstudiums im Jahre 1974, arbeitet Wolfgang Laib ohne große stilistische Veränderungen und Richtungswechsel mit Plastiken und Installationen, die ihre natürlichen organischen Materien in elementar abstrakt geformte Berge, Häuser, Treppen, Boote aus Quadraten, Pyramiden und Kegeln einfließen lassen. Blütenstaub, Marmor, Bienenwachs, Milch und Holz sind die Elemente, die in ihrer geschmeidigen Sinnlichkeit und Sinnenhaftigkeit Laib-Ausstellungen zu einem – in seiner Opulenz oftmals auch kritisierten – Augenschmaus und Sinnenrausch machen.
Im Schatten der großen Laib-Retrospektive, die durch die USA tourte und ab Oktober im Haus der Kunst München zu sehen sein wird, gibt es nun eine Ausstellung in der Neuen Galerie des Folkwang Museums in Essen, in der es einmal nicht um die dreidimensionalen Arbeiten geht, für die Laib berühmt ist. In der Mitte des Ausstellungsraumes strahlt zwar in gewohnter Glut eine Blütenstaub-Arbeit. Ansonsten aber zieren die hellgrauen Wände erstmals ausgestellte Schwarzweißfotos, die Laib von seinen Reisen in Länder des Nahen und Fernen Ostens mitbrachte.
Drei Monate lang hat Laib an diesen bis zu zwanzig Jahre alten rund hundert Fotografien gearbeitet, die nun in Paaren, Reihen oder in unterschiedlich geformten Tableaus über die vier Wände verteilt sind, und Bauwerke, Landschaften und Skulpturen zeigen: die Pyramide von Meidum, muslimische Gräber in Indien, Burma, Ägypten, Türkei, eine Treppe an einem Berg, Stupas, Pyramiden, Treppen, Pagoden, Mauern, Altäre, Menschen in der Landschaft, Rinder oder Altarfiguren.
Diese Schwarzweiß-Fotos verhalten sich…