Andreas Denk
Wolfgang Laib
Der auf der schwäbischen Alb und in New York tätige Wolfgang Laib begann nach einem Medizinstudium mit künstlerischen Arbeiten, deren Formulierung bis heute weitgehend unabhängig von gängigen künstlerischen Positionen geblieben ist. Die Bonner Ausstellung zeigt in fünf Räumen acht Arbeiten Laibs, die stellvertretend für die unterschiedlichen Werkgruppen des Künstlers stehen. Dabei ermöglicht die puristische Präsentation Seherfahrungen, die Laibs strenge, sicherlich nachhaltig von buddhistischer Kosmologie geprägte künstlerische Haltung erhellen.
Ein Raum ist Laibs “Reishäusern” gewidmet, längsrechteckigen, schmalen und niedrigen Trögen aus unpoliertem Marmor, denen ein ebenfalls marmornes “Dach” aufgesetzt ist. Trotz ihres nahezu kleinplastischen Formats beherrschen die Assemblagen, ähnlich wie auch benachbarte “Wachshäuser”, den Raum: Das stumpfe Weiß des Marmors entwickelt ein solches Maß an Lichtreflexion, daß die Strahlkraft des Materials das Gebilde nahezu entmaterialisiert und in einen anderen Aggregatzustand – einen energetischen nämlich – überzuführen scheint. Der Beobachtung folgt auch der formale Beweis, den der Künstler selbst führt: An das “Haus” angelagert, dessen – im Vergleich zu einem tatsächlichen Gebäude – disproportionale Längen- und Höhenverhältnisse dem Gegenstand nur Fetischcharakter zukommen lassen können, sind kleine Reishäufchen, die so sorgfältig aufgeschüttet sind, daß jedes einzelne Korn, wie von einem Kraftfeld angezogen, auf das Hausinnere ausgerichtet ist.
Ähnliche Beobachtungen ermöglicht auch Laibs “Reismahlzeit” aus dem Jahre 1983. Die siebenundzwanzig auf dem Boden stehenden Messingschalen erheben den Betrachter schon durch ihre Anordnung in einer mit einem Blick nicht übersehbaren Reihe in eine sublime Atmosphäre. Bis auf eine mit einem kleinen gelben Blütenstaubhaufen belegte Schale enthalten alle anderen sorgfältig aufgehäufte Reiskegel. Legt noch die…