Marie Luise Syring
Wolfgang Kliege
»Seltene Erden«
Krings-Ernst Galerie, Köln, 23.11. – 1.3.2014
Es ist die entscheidende Frage für den Beginn des 21. Jahrhunderts, wenn es nach Robert Fleck geht: sind Malerei und autonome Skulptur noch zeitgemäß? Oder sind sie nicht vielmehr zu “minderheitlichen” Medien geworden, die man getrost vernachlässigen darf?
Sie hätten ihren Herrschaftsanspruch verloren, heißt es, und damit den Weg frei gegeben für eine Art Narrenfreiheit, die er in seinem Buch über “Die Ablösung vom 20. Jahrhundert” (Wien 2013) als eine Errungenschaft von epochaler Bedeutung preist.
Aber ist es wirklich so, dass wir von jetzt an immer genug Raum und Platz haben werden für wuchernde Wandgemälde, wie die in den Lagerhallen des Hamburger Bahnhofs? Und die finanziellen Mittel für überdimensionale Installationen, deren Hauptmerkmale laut Fleck darin bestehen, dass ihre einzelnen Bestandteile gar nicht zusammen passen, sondern die Räumlichkeit sprengen oder auflösen?
Werke wie die von Wolfgang Kliege jedenfalls tun der Räumlichkeit und dem Raum nichts. Im Gegenteil. Die Skulpturen und Bildobjekte, die er zur Zeit in der Krings-Ernst Galerie in Köln ausgestellt hat, fügen sich so ideal in die gegebenen Räumlichkeiten ein, dass der Eindruck entsteht, er hätte sie eigens dafür entworfen. Sie sind autonom in dem Sinne, dass sich die Ideen des Künstlers in jedem einzelnen Gegenstand verdichten. Sie sind raumbezogen, weil sie den Raum dem Betrachter, der sich in ihn hinein begibt, erschließen.
Die Krings-Ernst Galerie ist räumlich gesehen seit jeher eine Herausforderung: ein “White Cube”, blendend weiß, im Eingangsbereich, ein 14 Meter hoher, schmaler Lichtschacht gleich dahinter, dann folgen drei helle,…