Wolfgang Georgsdorf
„Jede Stadt sollte mindestens ein Osmodrom haben“
Ein Gespräch von Katharina J. Cichosch
Der Smeller 2.0 ist eine ausgeklügelte elektronische Geruchsorgel des Künstlers Wolfgang Georgsdorf, mit dem olfaktorische Kompositionen präzise aufgeführt werden können. Geruch hat für den Künstler und Erfinder schon immer eine zentrale Rolle gespielt.
Katharina J. Cichosch: Laut Wikipedia sind Sie Multimediakünstler, Regisseur, Erfinder, Zeichner, Maler, Bildhauer, Musiker und Autor. Daneben arbeiten Sie mit der Berliner Charité in experimentellen Studien zur Wirkung von Gerüchen. Empfinden Sie den Kunstbetrieb, oder sagen wir: Ausstellungsbetrieb, eigentlich als ein bisschen eng?
Wolfgang Georgsdorf: Ja, das hört der Ausstellungsbetrieb natürlich nicht gern, und ich würde auch meine eigene Antwort darauf als viel zu eng empfinden. Ich meine damit aber, dass der Kunstbetrieb nicht mit der Kunst verwechselt werden darf. Es gibt ja sogar Kunst außerhalb der Kunstgeschichte! Andeutungskunst, referenzielle und rekursive Kunst sind ja beispielsweise explodiert, durchs Internet.
Aber es geht mir auch um andere Sinne: Wir blicken jetzt zurück auf ein Jahrhundert des Audiovisuellen. Wir leben in einer osmophoben Gesellschaft – so bezeichne ich das, eine Abneigung gegen Gerüche. Es war zwingend, eine Technologie zu bauen aus der Idee heraus: Warum bauen wir Geräte, um zum Mond zu fliegen, der Geruch aber bleibt immer noch außen vor?
Wir befinden uns hier im fast sprachlosen Raum. Wie klein unsere Register sind, wenn es um Gerüche geht! Auf mancher ostasiatischen, weit entfernten Insel haben Menschen weit mehr Begriffe und olfaktorische Erfahrungshorizonte. Also ja, ich finde den Begriff zu eng. Es ist erquicklich, über…