Martin Seidel
Wolf Vostell
»Meine Kunst ist der ewige Widerstand gegen den Tod«
Rheinisches LandesMuseum Bonn, 16.8.-25.11.2007
Neun Jahre ist es her, seit Wolf Vostell gestorben ist, und 15 Jahre, seit er hierzulande letztmals größeren Ausmaßes zu Ausstellungs-Ehren gelangte. Geblieben ist ein trüb diffuses Bild des Happening-Aktivisten und Kunstrebellen, der sich nicht nur am Formenkanon kleinbürgerlicher Kunstbegehrlichkeit vergriff, sondern auch – was schwerer wog – an der Deutschen liebstem Kind, dem Auto. Wir erinnern den Opel Kapitän in Köln und andere Autos, die er als “Ereignisskulpturen” unter Beton begrub. Wir erinnern die Fernseher, die er in allen möglichen und unmöglichen Formen in die Kunst einführte, oder den Fluxus-Zug, der 1980 mit sieben Environments durch Nordrhein-Westfalen fuhr.
Mit Vostell verbindet man Aufruhr, Geschwindigkeit, Kraft, Energie, Aktion und Fernseh- und Videobilder, die wild in die Beschaulichkeit der Nachkriegszeit hineinflackern. Die von der Kölner Galeristin Inge Baecker kuratierte Ausstellung, die nun das Rheinische Landesmuseum in Kooperation mit dem Museèe d’art contemporain de Nimes und der Familie Vostell anlässlich des 75. Geburtstages des in Leverkusen geborenen Künstlers ausrichtet, zeigt eine Seite, die eher statisch ist und leise. Von hochgetürmten Cadillacs, die zur nackten Maja geformt die Gemüter zuletzt noch einmal beim Berliner Skulpturenboulevard (1987) in Wallung brachten, ist nichts zu sehen. Video als künstlerisches Medium, dem Vostell schon in den frühen 60-er Jahren entscheidend zum Durchbruch verhalf, ist nur am Rande präsent. Und auch die späten Relikte eines 1994 aufgeführten Fluxus-Konzerts auf Mallorca, die drei “Sara Jevo Pianos”, die normalerweise geräuschvolle Begegnungen zwischen Klavieren und Kettensägen, Motorrädern,…