Kurz Nachgefragt
Wolf Lieser, DAM Projects
Wolf Lieser, Gründer von DAM Projects (dam.org seit 1998) mit Online Museum, Galerie und DAM DIGITAL ART AWARD (2005 – 2012). Erste Galerie für Digitale Kunst in London 1999 – 2002. Seit 2003 DAM Galerie in Berlin, spezialisiert auf digitale Medien der 1960er Jahre bis in die Gegenwart. 2009 erschien „Digital Art“, welches in sechs Sprachen übersetzt wurde. Wolf Lieser ist regelmäßig auf Konferenzen und Symposien weltweit vertreten.
Roland Schappert: Kunst mit digitalen Mitteln erfährt in den letzten Jahren zunehmend an Beachtung. Woran könnte das liegen?
Wolf Lieser: Das stimmt, mittlerweile auch zunehmend im institutionellen Kontext, was längst überfällig war. Es gab in den letzten fünfzig Jahren wohl kein anderes Medium, das unseren Alltag in jedem Aspekt so nachhaltig verändert hat wie der Computer. Digitale Medien mit ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf die Kunst prägen das 21. Jahrhundert. Wir erleben einen Wandel, der für viele nicht mehr fassbar und in seiner Tragweite undurchschaubar ist. Und hier kommen auch die Künstler ins Spiel.
In welcher Phase befindet sich die Entwicklung der digitalen Kunst?
Anfänglich war Kunst mit dem Computer verpönt: Einerseits eine Art Avantgarde, andererseits jedoch als Außenseiterposition lange Zeit nicht richtig verstanden. Noch 1986 titelte das deutsche ART-Magazin: „Jetzt malen die Computer!“. Die konzeptuelle Grundlage für die digitale Kunst bildeten u. a. die Schriften des deutschen Philosophen Max Bense. Damit wurde eine solch strenge und puristische Position wie die eines Manfred Mohr überhaupt erst denkbar. Mohr war fasziniert von der Idee, ein ästhetisches Konzept in…