WochenKlausur
Problemlösung als kreativer Prozess
von Kirsten Claudia Voigt
Wer sie einlädt, tut das nicht zu dekorativen Zwecken, sondern kann mit der Veränderung der Verhältnisse vor Ort rechnen – und zwar innerhalb von Wochen und zumeist nachhaltig. Die österreichische Künstlergruppe WochenKlausur demonstriert, dass Problemlösung Kunst ist, und dass man sie mit einer inspirierten und strategischen Unterminierung bürokratischer Hemmnisse zügig bewerkstelligen kann. Manchmal entstehen dabei provisorische architektonische Plattformen im öffentlichen Raum: Mal hockt unversehens eine Hütte aus Euro-Paletten im Stadtbild Nürnbergs oder im Vorhof des Kulturhauses im schwedischen Helsingborg, in dem sich Vertreter verschiedener Kulturen zum Gespräch oder Protagonisten von Subkulturen auf einer Bühne treffen können, mal erhitzt ein wild errichtetes Gartenhaus im schmucken Herzen Salzburgs bildungsbürgerliche Gemüter, mal verwundern ein Berg und Container die Anwohner mitten in Köln Deutz.
Soziale Plastik
Die WochenKlausur agiert auf der Basis des erweiterten Kunstbegriffs, den Joseph Beuys entwickelte und dessen praktische Anwendung zu gelebten Ergebnissen führt. Beuys‘ Begriff der „Sozialen Plastik“ liegt dieser Arbeit aber nicht nur als theoretisches Fundament zu Grunde, sondern taugte in der Praxis dazu, Menschen eine reale Lebensgrundlage zu verschaffen: Im Jahr 1995 arbeitete WochenKlausur anlässlich des steirischen herbstes in Graz neun Wochen lang an der Aufgabe, Migranten ohne Arbeitsbewilligung die Möglichkeit zu geben, ihre Existenz selbst zu bestreiten. Zur Aufnahme einer Beschäftigung bedürfen Immigranten in Österreich einer Arbeitsbewilligung – die Zahl der Genehmigungen ist allerdings begrenzt. Von dieser Regelung ausgenommen sind Künstler anderer Nationalität. Sie können ohne behördliche Zustimmung im Land bleiben, wenn sie aufgrund einer vorwiegend künstlerischen Tätigkeit hier selbstständig ihren Lebensunterhalt…