Dirk Schwarze
Wo das Fett gerührt wird
»Atelier + Küche = Labore der Sinne«
Marta Herford, 12.5. – 16.9.2012
Das Museum Marta Herford wartet parallel zur documenta mit einer großen kulturhistorischen Ausstellung auf. Die rund 150 Arbeiten aus vier Jahrhunderten sollen klären helfen, in welcher Beziehung Kunst und Kochen stehen, wo sie sich berühren und vermengen oder wo sie einfach nur für die zwei Seiten des „Labors der Sinne“ stehen.
Das Thema lag in der Luft – zum einen, weil wir in Zeitschriften und TV-Sendungen den Meisterköchen mit ihren stilisierten Vorführungen und Gourmet-Installationen kaum entgehen können, zum anderen, weil der Umgang mit Küche und Kochen seit fünf Jahrzehnten eine Sonderdisziplin der Kunst ist. Daniel Spoerri hatte in den 60er Jahren, ausgehend von seinen dreidimensionalen Stillleben aus abgegessenen Tischplatten, die Eat Art begründet. Mit seinen essbaren Kunstobjekten (aus farbigem Brotteig etwa) hatte Spoerri der auf Ewigkeitsanspruch ausgerichteten Kunst endgültig den Garaus gemacht. Und zahlreiche Ausstellungsprojekte widmeten sich in den vergangenen zehn Jahren dem verführerischen Thema des Essens in der Kunst.
Der kunsthistorische Rückblick beschert die Wiederbegegnung mit Altvertrautem. Das Stillleben und speziell das Küchenstück sind klassische und beliebte Motive aus dem „Labor der Sinne“. Obwohl wir wissen, dass viele dieser gemalten Stillleben den Betrachtern die Vergänglichkeit alles Irdischen vor Augen führen sollten, ahnen wir, dass die üppigen Gemälde zugleich der Diesseitigkeit frönten. Im Kontext der Herforder Ausstellung jedoch bilden die seit dem Barock entstandenen Stillleben ein etwas unverbindliches Vorspiel.
Für die von Museumschef Roland Nachtigäller sowie Friederike Fast und Oliver Seifert kuratierte Ausstellung konnte Hubertus Gaßner…