Jürgen Raap
Wissenschaftliche und wirtschaftliche Gesamtleitung?
Haus der Kunst, München – Sonderausstellungen eingestellt
“Privatisierung” heißt das Zauberwort zur Sanierung der Wirtschaft östlich der Elbe, der westdeutsche Kulturbetrieb indes vollzieht einen Drahtseilakt zwischen öffentlicher Subvention und privatwirtschaftlichem “sponsorship”. Daß es dabei auch Abstürze gibt, beweist das “Haus der Kunst” in München, denn den Bereich “Sonderausstellungen” mußte das Institut einstellen, die hierfür zuständige Magdalena Huber-Ruppel und ihr Team entlassen. “Aus Kostengründen war es dem privaten Verein ohne festen Etat nicht mehr möglich, Ausstellungen auf hohem Niveau durchzuführen”, so die Begründung von Hannelore Kianfar in der Stellungnahme der Ausstellungsleitung. Ohnehin wird das gesamte Gebäude im Frühjahr 1991 für eine Generalsanierung geschlossen. “Nach der Wiedereröffnung wird ein vom Kultusministerium eingesetztes Kuratorium, bestehend aus bekannten Museumsdirektoren und Förderern aus der Wirtschaft, den Bereich ‘Sonderausstellungen’ übernehmen”, heißt es.
Wohlgemerkt – dieses Kuratorium wird von ministeriellen Kulturbürokraten eingesetzt. Von einer “Verstaatlichung” der Kunst zu reden, wäre allerdings nicht angebracht, denn eine solche Praxis der Inthronisierung ist nicht nur im CSU-dominierten Freistaat üblich. Berufungsvorgänge sind generell ein Politikum, auch wenn die Wellen nicht so hoch schlagen wie im Falle Nitsch im vergangenen Jahr in Frankfurt.
Kompetenz angezweifelt
Natürlich werden künstlerische Inhalte immer noch von Künstlern definiert und formuliert, dennoch haben die Selektionen und Präsentationen auf der Vermittlerebene eine Eigendynamik bekommen, an der kulturpolitische Interessen ihren Hebel und ihre Steuerungsmechanismen ansetzen. Äußerlich bleiben dabei ästhetische Entscheidungen und politische Entscheidungen säuberlich voneinander getrennt, da nämlich Kultur als Spielball von Machtinteressen eine zumeist ideologiefreie parteipolitische Zuspitzung erfährt: Es geht nicht ums Programm, sondern nur noch um…