Wirtschaft und Kunst
Herausgegeben von Dieter Buchhart und Gerald Nestler
Die zirkulären Bewegungen und wiederkehrenden Ereignisse der Kreisläufe des Kapitals sind keineswegs neu. Sie lassen sich bereits seit geraumer Zeit nachweisen, und dies nicht nur in den Kulturen des Westens. Gerade die Moderne hat jedoch ein Bewusstsein ausgebildet, das durch den Vektor der Zukunft geprägt ist, wie ihn Karl V. Wappenspruch „Plus Ultra“ quintessentiell ausdrückt: Ein „Immer weiter“, das die Begrenzungen der alten, antiken Welt – repräsentiert durch das „Non Plus Ultra“ der Säulen des Herakles – sprengt.
Gerade ökonomische Erfahrungen scheinen uns immer wieder neu, obwohl sie doch zum Standardrepertoire der Moderne gehören: Aufschwung und Krise begleiten den modernen Menschen zumindest seit dem Tulpencrash (1637), der auch in der Kunst seine Spuren hinterließ – ob als Sujet für Künstler oder mit Rembrandt als prominentem Opfer der Spekulation. Die Bedeutung des Handels zeigt sich bereits in den Anfängen der Renaissance und zwar am eindrücklichsten in den Karrieren der Mächtigen: Die berühmtesten aus einer ganzen Reihe von Familien, die den italienischen Stadtstaat prägten, die Medici, waren Textilhändler und dann Bankiers. Sie beherrschten das Finanzsystem Europas und stiegen damit zu jenem Machtfaktor auf, der ihren Ruhm auch als Mäzene der Kunst begründete. Macht und Geld verschmolzen mittels Eigentum und Zins zu einem Dispositiv, aus dem der Kapitalismus entstand, der Zukunft verwertbar machte und aus symbolischem Kapital wie der Kunst Profit und Mehrwert schlug. Durch die Internationalisierung des Handels und die Individualisierung – die Selbstbestimmung machte den Weg für eine gemeinschaftliche Antizipation von Risiko, Gewinn und…