Roland Goeschl
Wirtschaft ohne Kunst – Kunst ohne Wirtschaft
Sicher ist, daß die Wirtschaft keine Kunst braucht. Sicher ist auch, daß Kunst sehr wohl ohne Wirtschaft entstehen kann. Man weiß, daß der Künstler aus sozialökonomischen Gründen nicht ohne die Wirtschaft auskommen kann. Die dabei entstehende Abhängigkeit der Kunst von der Wirtschaft führt wegen der Einseitigkeit der Verhältnisse zur totalen Isolation.
Die Wirtschaft ist ohne Käufer nicht produktionsfähig. Der Künstler kann ohne jeden Absatz produzieren.
Die Kunst ist unwillkürlich sogar ein Gegner der Wirtschaft. Sie bemüht sich nicht um das rein existentielle Wohl des Menschen oder seine luxuriösen Bedürfnisse, sondern um seine Lebensanschauung und Ideen zur Erhaltung und Erweiterung des geistigen Lebens.
Die Kunst kann die sonst von Wirtschaft und Politik vorausprogrammierte und manipulierte Masse ganz anders beeinflussen, indem sie jene Intentionen und Sehnsüchte der einzelnen Personen zu treffen versteht, die von Gewinn und Machtsucht der Wirtschaft übergangen und nicht beachtet werden.
Die Wirtschaft hat in gewissem Sinne – ähnlich der Politik – Angst davor, daß irgendwelche Beeinflussungen und Randgruppenerscheinungen einen bereits vorausberechneten oder früh aufgespürten Trend, dem man raschest die Produktion angepaßt hat, unvermutet ändern oder anhalten könnten, was in diesen Bereichen zu kommerziellen Pleiten führen würde. Kunst gehört für sie oft zu diesen Randgruppen.
Das, worin Wirtschaft und Kunst sich halbwegs vereinigen, um miteinander das Beste zu machen, sind kulturell gesellschaftliche Ereignisse wie z. B. Festivals. Sie entbehren jedoch meist jeden ernsthaften persönlichen Zusammenhaltes, der wiederum eine Triebfeder für das Entstehen neuer künstlerischer Fortschritte wäre.
In den vergangenen Jahrhunderten hatte die bildende Kunst unter anderem die…