Gerhard von Graevenitz
Wird von Künstlern nur Kunst gemacht?
Oder machen Künstler nur Kunst?
Unsere Tagung hat zwei Themen: “Kultur wird nicht von Kultusministerien gemacht” und “Künstler sprechen über das, was sie am meisten interessiert”. Ich möchte mich ans Erste halten, weil es mich auch interessiert.
Kunst ist international, wird gesagt. Künstler sind es weniger. Das Gremium kennt das Problem. Ich lebe seit fast 10 Jahren in Holland. Und da fallen mir oft zwei wesentliche Unterschiede auf: im Verhältnis des Künstlers zu seiner Entscheidung, Künstler zu sein oder zu werden und in seinem Verhältnis zum Staat oder, wie man im holländischen sagt, zur Overheid. Frage ich z. B. einen deutschen Künstler, warum er Künstler geworden ist, dann reagiert er meist unsicher (je nach Temperament verlegen oder arrogant), so als hätte ich einen Zweifel geäußert. In dieser Beziehung fühle ich mich eher als Holländer. Ich selbst bin durch einen Zufall zur Kunst gekommen, hatte nie die Absicht noch Gründe, Künstler zu werden. Daß ich’s doch wurde, dafür hat die Kunstakademie gesorgt, zunächst weil sie mich einschrieb und dann, weil man dort lernt – wenn man Glück hat -, welche Regeln zu beachten sind, damit das, was man macht, als Kunst erkannt wird. Ich erlernte dort die Regeln der Kunst: von den Kleiderregeln bis zu den Verhaltensregeln.
Aber ich habe mich nicht nur mit den Regeln aufgehalten, mich interessierte wirklich, Kunst zu machen. Ich sah darin ein Erfahrungsfeld, in dem ich mir im Tun über meine Situation und mein Tun klar werden konnte. Obwohl sich solches…