Wird die Kunst zum Industrie-Produkt?
Drei Ausstellungseröffnungen mit von der Industrie geförderter Kunst innerhalb von drei Wochen – ein zeitlicher Zufall, der wieder einmal die Frage ins Bewußtsein rückt: welchen Einfluß haben die Konzerne auf den Kunstbetrieb? Ist er in Zeiten, da die öffentliche Hand im kulturellen Bereich zum Händchen schrumpft, stärker geworden? Prägt er den Kunstbetrieb?
Hamburg machte den Anfang mit einer Doppel-Vernissage: Horst Hellingers “Seegang ohne Wasser” und seine “Sanierungsspirale” wurden gezeigt als weitere Ausgabe der Reihe ‘Standpunkte’, die von der Mobil Oil gesponsert wird, und unter dem Motto ‘absprünge’ präsentierte der Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie, wen er in diesem Jahr für förderungswürdig hielt. Und schließlich machte in Berlin der amerikanische Genußmittelkonzern Philip Morris das Ergebnis des vierten seiner im Zweijahres-Rhythmus ausgeschriebenen Kunstwettbewerbe bekannt.
Die Titel dieser Veranstaltungen geben sich optimistisch, dynamisch, zukunftsorientiert: ‘ars viva’ da, ‘dimension’ dort. In Krisenzeiten klingt das nicht nur tröstlich, sondern stimuliert offenbar auch die Künstler zu reger Teilnahme. Jedenfalls war der Zulauf zu ‘dimension IV derartig groß, daß er selbst die Erwartungen der Veranstalter um etliches übertraf, und die Jury am Ende erklärte, sie habe sich eigentlich überfordert gefühlt, und man müsse sich über einen neuen Bewerbungs-Modus Gedanken machen: 2085 Künstler hatten etwa 6000 Arbeiten eingesandt. Zum Vergleich: als Philip Morris vor sechs Jahren zur ‘dimension 77’ aufforderte, folgten gerade 70 Künstler dem Ruf der neuen Mäzene; zwei Jahre später waren es schon fünf Mal so viele und 1981 beteiligten sich bereits 1306 Künstler an dem Wettbewerb.
Die Hemmschwelle, bei einer Unternehmung mitzumachen, die…