»Wir wollen mitspielen in aller Welt«
Ute Thon sprach mit Thomas Krens, dem Direktor des Guggenheim Museums
Als Thomas Krens, 51, die Leitung des Guggenheim Museums 1988 übernahm, kannte kaum einer den Namen des Kunstlehrers aus Williamstown. Heute dinniert er mit Staatspräsidenten, jettet um die ganze Welt und dirigiert dabei ein Mega-Kulturimperium. Unter seiner ambitionierten Führung erlebte die Solomon R. Guggenheim Foundation eine ungeahnte Expansion. Frank Lloyd Wrights berühmter Museumsbau in New York wurde für 47 Millionen Dollar erweitert. 1993 öffnete eine zweite Guggenheim-Filiale in SoHo, die Peggy Guggenheim Stiftung in Venedig wurde überholt, in Bilbao, Spanien, entstand ein kühnes Museumsprojekt, das im Oktober mit großen Fanfaren eröffnet wurde. Und nur drei Wochen später, am 7. November 1997, öffnete Unter den Linden in Berlin die fünfte Guggenheim-Filiale ihre Pforten. Krens hat den Namen Guggenheim zum internationalen Markenartikel für Kultur gemacht, Industriekonzerne bezahlen Millionen, damit ihr Logo im Ausstellungkatalog erscheint, und Museumsdirektoren weltweit schielen nach seinem Erfolgskonzept. Das Gespräch fand Anfang November in New York statt.
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U.T.: Diese Woche wird das Deutsche Guggenheim, ein Gemeinschaftsprojekt des Guggenheim Museums und der Deutschen Bank, in Berlin eröffnet. Was dürfen wir erwarten?
T.K.: Die Perspektive ist eher moderat. Die Ausstellungsfläche, die wir hier mit der Deutschen Bank entwickelt haben, ist relativ klein, nicht vergleichbar mit unseren Museen in Venedig oder dem neuen Guggenheim Museum in Bilbao. Darum wird es sicher kein Museum. Es geht hier eher darum, Präsenz zu zeigen und eine Aussage darüber zu treffen, wie sich zeitgenössische Kunst und die Kultur des 20. Jahrhunderts entfaltet….