»Wir wollen eine neue Resistenz-Kultur«
MARIUS BABIAS SPRACH MIT HILDEGUND AMANSHAUSER,
DIREKTORIN DES SALZBURGER KUNSTVEREINS
Hildegund Amanshauser (45) arbeitete als Kuratorin im Museum Moderner Kunst Wien (1985-87) und als Generalsekretärin der Wiener Secession (1987-92), ehe sie die Leitung des Salzburger Kunstvereins übernahm. 1991 war sie österreichische Kommissärin der Biennale São Paulo. Mit thematisch eng geführten Jahresprogrammen – angesiedelt im Dreieck zwischen Produktionsbegriff, kritischer Kunstpraxis und Kulturpolitik – machte sie sich international einen Namen. Amanshauser: “Der Salzburger Kunstverein ist ein Ort für künstlerische Bildungsarbeit, Kunstvermittlung und Kunsttheorie.” Zuletzt erregte sie Aufsehen mit dem Projekt “100 Tage keine Ausstellung” – eine drei Monate andauernde Diskussions-, Vortrags- und Workshopreihe zu Themenbereichen wie KünstlerInnenkarrieren, Kulturpolitik, Großausstellung, Sponsoring, Netzkultur und Ökonomie mit über 90 Vortragenden. Hildegund Amanshauser gehört zu den profiliertesten KritikerInnen der FPÖVP-Regierungskoalition in Österreich. Doch anders als beispielsweise Robert Fleck, der zum Österreich-Boykott aufgerufen hatte, plädiert sie für eine kulturelle Resistenz-Bewegung, die situations- und kontextbezogen vor Ort entwickelt und formuliert werden müsse.
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Marius Babias: Von 1987-92 warst du als Generalsekretärin der Wiener Secession an führender Stelle im österreichischen Kunstbetrieb tätig. Warum hat es dich 1992 eigentlich in die Provinz nach Salzburg verschlagen?
Hildegund Amanshauser: Das ist einfach zu erklären. In der Wiener Secession macht der Vorstand – der ausschließlich aus KünstlerInnen besteht – de jure das Ausstellungsprogramm und ich hatte ein Vorschlagsrecht für Projekte, die dann alle einzeln abgestimmt werden mussten. 1988 beispielsweise habe ich Cindy Sherman vorgeschlagen, sie wurde aber für den Hauptraum für nicht gut genug befunden und musste im Keller ausstellen. Irgendwann hatte…