Wir suchen eine freie Akademie der Zukunft
Die Kunstakademie Düsseldorf gratuliert Joseph Beuys zum 100. Geburtstag
Mit Karl-Heinz Petzinka, Vanessa Sondermann und Ludger Schwarte sprach Helga Meister
Am 12. Mai wird Joseph Beuys hundert Jahre alt. Wie geht die Kunstakademie Düsseldorf damit um? Im September 1961 war Beuys als „außerordentlicher Lehrer für Bildhauerei“ eingestellt worden. Er war ein besessener Pädagoge, aber hoffte auf eine vom Staat unabhängige „Freie Schule für Kreativität“ und nahm innerhalb des offiziellen Betriebs der Akademie abgewiesene Studenten auf. Er riskierte Hausfriedensbruch, indem er im Sekretariat übernachtete, um sich lachend am nächsten Morgen von der Polizei vor die Tür setzen zu lassen. Von 1972 bis 1978 ging ein Prozess über die Wirksamkeit der fristlosen Kündigung durch alle Instanzen, der mit einem außergerichtlichen Vergleich endete: Beuys behielt seinen Professorentitel und sein Atelier in der Akademie bis zur Vollendung seines 65. Lebensjahrs.
Zum Geburtstag präsentiert die Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung die Ausstellung „Mataré + Beuys + Immendorff“ mit interessanten Bemerkungen im Katalog, die wir im Gespräch mit der Kuratorin Vanessa Sondermann hinterfragen. Gleichzeitig verhandeln Kunstakademie, Heinrich-Heine-Universität und das Projektteam „Beuys 2021“ unter Eugen Blume in besonderen Aufbauten von Raumlaborberlin vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus die künstlerischen, pädagogischen und politischen Ideen von Beuys und nach Beuys. Zum Gespräch zugeschaltet wurden Akademie-Rektor Karl-Heinz Petzinka und Philosophie-Professor Ludger Schwarte.
Helga Meister: Herr Petzinka, Sie sprechen im Katalog-Vorwort vom „komplexen künstlerischen Vermächtnis von Joseph Beuys“. Welche Ansätze hat die Akademie von ihm übernommen?
Karl-Heinz Petzinka: Wir erinnern an diesen für die Akademie wichtigen Künstler und an…