Wir sammeln, um zu kuratieren
PETER HERBSTREUTH SPRACH MIT DEM SAMMLER-EHEPAAR DORIS UND KLAUS SCHMIDT
Vor einigen Jahren waren Doris und Klaus Schmidt auf der Kunstmesse in Brüssel jeder für sich durch die Kojen gegangen. Nach dem Rundgang sollte jeder auf einen Zettel geschrieben haben, was er gerne kaufen würde. Als sie sich wieder trafen, stand auf jedem Zettel ein einziger Name: Max Ernst. Obwohl sie sich nie für Max Ernst oder den Surrealismus interessiert hatten, erkannten beide, dass das Gemälde von Max Ernst das passende Gegenstück zum dythriambischen Baum von Markus Lüpertz ist, der bei jeder Hängung widerspenstig herausstach und nichts neben sich duldete. Sie verkauften eine Eigentumswohnung und erwarben das Bild.
Doris und Klaus Schmidt pendeln seit 1990 zwischen ihren Häusern in Köln und Dresden, den Hauptsitzen ihres Unternehmens für Steuerberatungen. 1973 hatten sie in Köln begonnen, Graphik des deutschen Expressionismus zu sammeln, interessierten sich für die Maler der Nachkriegszeit und stießen auf die Malerei des neuen Expressionismus – vor allem der Berliner Wilden, später auch der Mülheimer Freiheit. Begeistert ließen sie sich – hungrig nach Bildern – vom neuen Trend erfassen. Doch ihre Erfahrungen mit dem Boom der achtziger Jahre waren so desaströs, dass sie angewidert vom Ausverkauf der Malerei abrupt zu sammeln aufhörten. Nach Jahren der Abstinenz gewannen sie durch die Arbeiten von Rosemarie Trockel und Thomas Demand wieder Vertrauen in die Gegenwartskunst. Ihre Skepsis hat sie nicht mehr verlassen.
1990 zogen sie nach Dresden und erlebten auf den Rundgängen der Hochschule für Bildende Künste die Entstehung der ersten Künstlergeneration…