Otto Neumaier
Während der Präsidentschaft von Leon Mogil wurde es im Salzburger Kunstverein zur Tradition, einmal jährlich in einer Gruppenausstellung junge Künstler aus anderen europäischen Ländern vorzustellen. Nach Jugoslawien, Dänemark, den Niederlanden, Spanien, Ungarn und England fiel die Wahl im Jahr 1992 auf Belgien. Da es wegen der räumlichen Gegebenheiten im Salzburger Künstlerhaus unmöglich ist, einen repräsentativen Querschnitt über die aktuellen Tendenzen eines gesamten Landes zu bieten, lag (wie früher) von vornherein nahe, sich auf einige wenige Arbeiten zu konzentrieren, und zwar in diesem Fall von Ludwig Vandevelde, Jan van Oost und Wim Delvoye, dem jüngsten der Gruppe und “Shooting-Star” des Jahres.
Den ausgewählten Künstlern ist nicht nur ein konzeptueller Ansatz gemeinsam, sondern auch dessen Umsetzung in betont sinnliche Objekte, die weitgehend skulpturaler Natur sind, sowie das Spiel mit sprachlichen und bildlichen Mehrdeutigkeiten und die Leidenschaft für die handwerkliche Vollendung der Werke (wiewohl diese nicht nur ihr eigenes Verdienst ist). Zudem fällt auf, daß alle Künstler der flämischen Gemeinschaft innerhalb Belgiens angehören; dies ist wohl mit ein Grund, daß im Titel der Ausstellung nicht von “drei belgischen Künstlern” die Rede ist, sondern von “drei Künstlern aus Belgien”. Andererseits zeigen sich darin jedoch die kulturelle und politische Situation Belgiens sowie allgemein die Brüchigkeit dessen, was durch die Geschichte zusammengefügt wurde, ohne jemals wirklich zusammengewachsen zu sein. Insofern überrascht es nicht, daß die in Salzburg gezeigten Werke ein gewisses “Gespür” für die politische Situation des Menschen sowie für die “conditio humana” im allgemeinen spiegeln, auch wenn sich die Künstler diesem Problembereich auf sehr verschiedene…