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Titel: Inszenierte Fotografie I · S. 126 - 129
Titel: Inszenierte Fotografie I , 1986

William Wegmann

Wie ein Jongleur seine Bälle oder Kegel, so beherrscht William Wegman das hintersinnige Spiel mit den verschiedensten Bezugspunkten von Kunst und Fotografie und appelliert an die unterschiedlichsten Erwartungen der Betrachter seiner Bilder. Ein gleichermaßen vertracktes und verwirrendes Spiel. Ein Spiel obendrein, das unversehens Gleichartiges im scheinbar Ungleichartigen entdeckt. Was wir für unvereinbar halten, um unsere besondere künstlerische Ideologie zu stützen, daß sich Parallelen mitunter doch im Endlichen schneiden. Kunst, Fotografie und Mode – ein Trio infernal für jeden Kunstpuristen – vermengen sich, verschmelzen zur unauflösbaren Einheit. Nicht minder durchdringen sich Fiktion und Wirklichkeit, Wahrheit und Verstellung. Wegman verwendet die große Sofortbildkamera, um seine Bildtableaus zu komponieren. Jenen Aufnahmeapparat, der dem Bildschöpfer, genauer: dem fotografierenden Bildautor die stärkste Kontrolle über die Bildwerdung erlaubt. Fast ein Maler, ist dem Fotografen nur noch die Möglichkeit des physischen Eingriffs verwehrt. Für einen Künstler ohne handwerkliche Begabung, aber mit Geschmack und inszenatorischem Geschick das geeignete Instrument. Wegman betont diese Fähigkeit des Apparats, indem er sie sich restlos zu nutze macht. Die Kluft zwischen Fotografie und Malerei – lediglich ein technisches Problem? Noch verblüffender fallen Wegmans bildnerische Inszenierungen aus. Anleihen bezieht er aus der Werbe- und Modefotografie und ebenso aus der Geschichte der Kunst. Er kleidet ikonografische Rätsel in modischen Schick – oder drückt einen vermeintlichen Fall der Mode in Form einer festgelegten Bildbedeutung aus. Würde William Wegman seine Bildwelt nicht als Travestie darbieten, könnte man ihn einen Manieristen heißen. Doch die ironische Brechung erweist ihn als einen eminent modernen Künstler. Sein künstlerisches Universum ist…

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