Paolo Bianchi
William S. Burroughs (*1914)
Leben, Kunst & Ein Interview
Von Paolo Bianchi
Der amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs ist eine überlebensgrosse Figur, ein Monument, ein Mythos, ein Held der Gegenkultur. Seine Gedanken und Experimente mit der Sprache haben sich weit über die Grenzen der Literatur hinaus ausgewirkt. Der ehemalige Outcast, der Drogensucht und Homosexualität zum Gegenstand seiner Literatur machte, hat einige der erregendsten Bücher dieses Jahrhunderts geschrieben, “Junkie” (1953), “Naked Lunch” (1959), “Nova Express” (1964), in denen er zu verstehen gibt, dass Kommunikation einerseits eine Droge und ein Terror ist und andererseits ein Zustand umfassender Gleichzeitigkeit. Als prominenter Exponent der “Beat Generation” stellte er sich gegen die amerikanische Gesellschaft, den Kapitalismus der Konzernherrschaft und die polizeiliche Kontrollgewalt.
Geboren wurde Burroughs am 5. Februar 1914 als Sohn einer wohlhabenden Südstaaten-Familie in St. Louis, Missouri (die allerdings, entgegen der verbreiteten Meinung, bereits in den zwanziger Jahren ihre Anteilscheine am Burroughs-Konzern verkauften, und darum dem Sohn kein Millionenerbe, sondern bloß eine Rente hinterließ). Als ehemaliger Harvard-Student “probte” er in den vierziger Jahren zwischen New York und New Orleans ein Leben in der Unterwelt: als Fixer, Trinker, Gelegenheitsarbeiter und Gelegenheitsdieb. Nach einer Verhaftung wegen Drogenbesitzes setzte er sich 1949 nach Mexico ab. Da kommt es am 6. September 1951 auf einer Party zu einem Unfall. Als er völlig betrunken war, wollte Burroughs den zur Unterhaltung von Freunden schon oft vorgeführten “Wilhelm-Tell-Stunt” spielen, bei dem es galt, das volle Schnapsglas aus nächster Entfernung vom Kopf seiner Frau, Joan Vollmer, zu schiessen; an diesem Abend traf er…