Michael Hauffen
William Kentridge
Palais des Beaux Art, Bruxelles, 15.5. – 23.8.1998
Kunstverein München, 28.8. – 11.10.1998
Neue Galerie Graz, 15.11.1998 – 15.1.1999
Im Zusammenhang mit dem wachsenden Interesse, das Problemfeldern wie Postkolonialismus, Migration und Rassismus im Kunstsystem entgegengebracht wird, ist auch das Werk von William Kentridge in den letzten Jahren verschiedene Male ins Blickfeld getreten und hat sich auf Anhieb einen guten Platz erobert. Neben der Tatsache, daß dieser Künstler in Johannesburg lebt und an den bekannten Konflikten der dortigen Gesellschaft seit seiner Kindheit unmittelbaren Anteil nimmt, spielt dabei die Bandbreite seiner Fertigkeiten eine Rolle, die von Theater über Malerei bis zum Animationsfilm reicht. All das trägt einen künstlerischen Prozeß, der um die drängenden Fragen kreist, die das Leben in Südafrika auch nach dem Ende eines staatlich legitimierten Rassismus bestimmen.
Gleich auf den ersten Blick fällt in seinen bildnerischen Arbeiten eine ungebrochene Orientierung am Expressionismus auf, die neben den Maßstäben der aktuellen Standards zweifellos anachronistisch und provinziell wirkt. Als Vorteil der Abgeschiedenheit südafrikanischer Kulturszenen läßt sich jedoch andererseits verbuchen, daß der expressive Stil nicht durch den Triumph eines zunehmend flacheren Neo-Expressionismus korrumpiert wurde. Die dortige Kunst, und deren Größen, die vorwiegend das Elend schwarzer Bevölkerungsgruppen thematisieren, taucht dagegen in unseren Breiten so gut wie nicht auf. Kentridge, der als weißer, westlich orientierter Intellektueller mit den international dominierenden Kriterien eine ganze Reihe von Einstellungen gemeinsam hat, bieten sich da schon mehr Anknüpfungsmöglichkeiten. Sein Werk ist dabei reich an Facetten und kann daher angesichts permanent drohender Erstarrung in den Schematismen avantgardistischer Kurzatmigkeit neue Anstöße provozieren.
Ein…