Ronald Berg
Willem de Rooij
»Intolerance«
Neue Nationalgalerie, Kulturforum Potsdamer Platz, Berlin, 10.9.2010 – 2.1.2011
Hahn gegen Hahn, Hahn gegen Truthahn, Adler gegen Hahn, ein weißer Pfau argwöhnisch beäugt inmitten einer Hühnerschar: Auf den Gemälden von Melchior d’Hondecoeter (1636-1695) regieren meist Gewalt, Mißgunst, Prahlerei und Intoleranz das Leben im Hühnerhof. Was aber an solchen Kampfesszenen des niederländischen Barockmalers so irritiert ist ihr Setting: Die Auseinandersetzungen mit ihren Zuschauern, den aufgeregten Kücken und eher beobachtenden Hennen, finden in idyllischen Parklandschaften vor vasenbekrönten Ballustraden statt und alles wird milde von einem verglimmenden Himmel beleuchtet. Melchior d’Hondecoeter war auf Federvieh spezialisiert und galt (und gilt) als die Spitzenkraft auf diesem Spezialgebiet während des Goldenen Zeitalters der Niederlande im 17. Jahrhundert.
Merkwürdig nur, daß die 17 Gemälde des Malers aktuell in Berlins Neuer Nationalgalerie zu sehen sind, die sonst für Modernes und Zeitgenössisches reserviert ist. Doch tatsächlich handelt es sich bei dieser Präsentation um ein Stück Gegenwartskunst, genauer gesagt um eine Collage. Ein Künstler, Willem de Rooij, Jahrgang 1969, hat sie eingerichtet. Neben den d’Hondecoeterschen Gemälden kommen noch hawaiianische Federobjekte des 18. Und 19. Jahrhunderts zur Präsentation. Vorgestellt werden diese mit unzähligen roten und gelben Federn versehenen Umhänge und Masken in Vitrinen auf eben derselben 36 Meter langen, frei im Raum stehenden Wand wie die Bilder. Ansonsten bleibt Mies van der Rohes gläserne Halle leer, wird aber eigens für die Ausstellung allseitig mit Vorhängen in ein schummrig-auratisches Dämmerlicht getaucht.
All das gehört ebenso zum Kunstwerk, wie der allerdings erst während der Ausstellungszeit erscheinende, dreibändige Katalog zum Œuvre d’Hondecoeters,…