Justin Hoffmann
Wilhelm Mundt
Galerie Six Friedrich, München, 29.10. – 4.12.1993
Das Werk des Düsseldorfer Bildhauers Wilhelm Mundt thematisiert die Grundbedingungen aktueller künstlerischer und industrieller Produktion. Bekannt wurde Mundt mit Skulpturen, die normiert erscheinen, aber trotz ihrer seriellen Herstellung keine spezifische Funktion außer einer ästhetischen erfüllen. Bei der Herstellung dieser skulpturalen Arbeiten entstand eine Menge Abfall, so daß sich der Künstler fragte, wie man diesen sinnvoll entsorgen könnte. Nicht zufällig berührte er damit eines unserer ökologischen Grundprobleme. Er packte seine Produktionsrückstände zu einem Klumpen zusammen, umhüllte diesen mit einem beigefarben und rot gesprenkelten Kunststoff und nannte ihn aufgrund seiner Formanalogie “Trashstone”. Als Science-fiction-Fan hat Wilhelm Mundt auch nichts dagegen, wenn man mit diesem Körper das Gestein eines entfernten Planeten oder eines gefundenen Meteors assoziiert. Wenn Mr. Spock gerade unbekannte Materien identifizieren wollte, dann hätte er an Mundts “Trashstones” sicher seine wahre Freude: Sie sind groß, extra leicht, von glatter Oberfläche, aber von einer schwer zu beschreibenden Gestalt. Was aber Mundts Abfallbeseitigungs-idee an das Kunstsystem andocken läßt, ist die Tatsache, daß der verwertete Abfall letztlich zum Nutzen aller an diesem kunstökologischen Kreislauf Beteiligten, dem Kunstkäufer, dem Sammler oder dem Museum, auf eine bravouröse Weise entsorgt wird. Die Fiktion, daß der gutverpackte Ateliermüll des Düsseldorfer Bildhauers im prächtigen Salon eines reichen Kunstfreundes landen könnte, ist faszinierend.
Vier dieser archaisch anmutenden Brocken lagen auf den Parkettböden der Galerie Six Friedrich, die die erste Einzelausstellung des rheinländischen Künstlers in München zeigte. Wenn man weiß, daß die Kunststoffoberflächen dieser Gebilde nutzlos gewordene Dinge umhüllen, laden sie den Rezipienten…