“Wilde” Bildhauer?
Zwischen Plastik und Malerei (Hannover und Berlin).
Die Auswahl ist rein subjektiv, die Fragestellung, mit der man die Sache anging, simpel: Gibt es im Bereich der Plastik ähnliche Entwicklungen wie in der “wilden” Malerei? Eine Analyse soll nicht gemacht werden, lediglich eine Momentaufnahme – ein Schnappschuß mit dem Teleobjektiv sozusagen, der allein figurative Tendenzen wahrnimmt und das Gebiet der konstruktiven farbigen Skulptur ganz ausblendet. Ausleuchten nach allen Seiten ist nicht angesagt, eher schon scheint man Wert darauf gelegt zu haben, daß sich ein gemeinsamer Grundtenor ergibt: der Zauber des Marginalen. Rohe Materialien, Bauschutt und Scherben, wie sie an den Stadträndern von Bulldozern verschoben und geschichtet werden, oder Abfälle wie leere Spülmittelflaschen oder ausgebleichte Babybadewannen werden poetisiert; homosexuelle Erotik (spätestens seit dem Herbst ’83 wieder als gesellschaftliche Randerscheinung gekennzeichnet) wird genauso selbstbewußt gezeigt wie die – deutlich überhöhte und stark stilisierte – Kultur der “Stadtindianer”. Selbst einzelne biographische Daten verweisen auf Ränder, Grenzen, Ausgegrenztes: Drei der beteiligten Künstler (Dornseif, Mang, Rohling) sind Gründungsmitglieder der Gruppe 1/61, die sich nach dem Postzustellbezirk Berlin-Kreuzberg benannte; Vila Lauer wirkt seit 1978 an Projekten mit, die sich mit Strafgefangenen, Insassen psychiatrischer Anstalten und Bewohnern von Altenheimen beschäftigen; und Peter Fischli studierte just zu einem Zeitpunkt (1976/77) an der Accademia delle Belle Arti von Bologna, als in der Halbmillionenstadt am Rande des Appenin die Revolte der “marginati”, der Jungen, die sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlten, ausbrach und außer Straßenschlachten auch eine creative Explosion mit sich brachte – ein ganzer Teil der Altstadt wurde…