Rainer Unruh
Wild Sky
Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg, 27.5. – 14.8.2011
Der Himmel ist auch nicht mehr das, was er mal war. Rund 27000 erloschene Sterne haben Astronomen bislang entdeckt. Katie Paterson hat jeden bekannten „dead star“ auf einer eloxierten Aluminiumtafel verewigt. Wie feiner Staub erstrecken sich die weißen Punkte auf der schwarzen, zwei mal drei Meter großen Platte, die an der Wand im oberen Ausstellungsraum des Edith-Ruß-Hauses für Medienkunst in Oldenburg lehnt. Gegenüber entfaltet ein aktiver Stern seine Kraft. Alex Cecchetti hat für“Sun (One Day Old)“ (2008) Filmaufnahmen der untergehenden Sonne von den unterschiedlichsten Orten der Erde zusammengetragen und zu einem Video montiert. Spiegelungen verzerren das Bild der Sonnenscheibe zu wabernden Ellipsen und unscharfen Rechtecken, die manchmal an Bilder von Rothko erinnern, auch wegen des magischen Lichts, das sie ausstrahlen.
Kurator Michael Connor hat für „Wild Sky“ zwölf Künstler ausgewählt, die nicht nur das Interesse am Himmel vereint, sondern die ihr Augenmerk auch darauf richten, was es bedeutet, dass unsere Kenntnis des Weltalls medial vermittelt ist. Cerith Wyn Evans erzählt in einem lakonischen Wandtext davon, dass durch die Radio-Astronomie in den sechziger Jahren vermeintliche Sonnensysteme auf Bildern als Staubpartikel entlarvt wurden, die bei der Entwicklung der Fotos ihre Spuren hinterlassen hatten. Umgekehrt macht Trevor Paglen in seinen an romantische Nachtbilder erinnernden Fotografien reale Objekte sichtbar, die dem gewöhnlichen Auge verborgen bleiben. Für „Four Geostationary Satellites Above the Sierra Nevada“ (2007) nahm er mit langer Belichtungszeit den Nachthimmel über der Wüste auf. Während die Sterne auf dem Foto sich zu einem langen Strich…