Wil Frenken: Aktion
“Verbrannte Bücher – verbannte Bücher”
Die Verbindung von bildender Kunst und Sprache – gesprochenem Wort also, nicht Schrift – stellte Wil Frenken mit seiner Aktion “Verbrannte Bücher – verbannte Bücher” her: das Buch als Material, die künstlerische Handlung selbst und, parallel, der laut gelesene Text als künstlerisches Material waren die Ingredienzien, mit denen ein plastisches Werk entstand (und weiter entsteht).
Auf jedem Tisch lagen 2 identische Stapel von je 49 Büchern, deren Autoren zur Zeit der NS-Diktatur verfolgt worden waren. Aus jedem dieser Bücher wählte die Lyrikerin Susanne Frenken eine Textstelle, zusammen legten die Frenkens die Reihenfolge fest, die Lesung wurde von Susanne Frenken durchgeführt. Von einem der beiden Stapel nahm sie je ein gleiches Buch, schlug beide Bücher an der gleichen Stelle auf, reichte eines Wil Frenken und las aus dem anderen. Während sie las, färbte Wil Frenken sein Buch mit schwarzer Offsetfarbe ein und druckte es auf ein schwarzes Seidentuch; das nächste Buch, mit dem ebenso verfahren wurde, verzahnte dann seine Seiten mit denen des ersten Buches – beide Bücher wurden so ineinander gedruckt und in das schwarze Tuch gedruckt usw., bis aus den 49 Büchern und dem schwarzen Tuch eine gedruckte Schicksalskette von etwa 7,80 m Länge entstand. Dieses Buchband wurde während des Druckprozesses behutsam zu einer Scheibe gerollt. Die Geräusche des Drückens, das Ziehgeräusch der Farbe, die mit der Walze vom Stein genommen wurde und die Laute der lesenden Stimme begleiteten auf der akustischen Ebene die zeitgleiche Einheit von sichtbarem künstlerischem Prozeß und durch das…