Gislind Nabakowski
Wiesbaden: Neue Galerie-Szene
Wir werden überrannt von allen möglichen Aktivitäten, Messen, übergroßen Kunstausstellungen. Wir stehen gegenüber einer heillosen Konkurrenz von Ausstellungsmachern und Kunstorganisatoren. Eine solche strukturelle Verlagerung führt zu einer Öde und geistigen Leere. Kunst so auf den Markt zu tragen, haben uns die großen Galeristen nicht gelehrt. “Daß sie uns im Gegenteil gelehrt hätte, sich genau dagegen ,zur Wehr zu setzen’, weil eben die Alibi-Funktion von Kunst bereits vielfach ausgebeutet wird”, das schrieb 1984 zum 100. Geburtstag von Henri Kahnweiler der damals 60 Jahre alte Galerist Rolf Kröner. Der charmante, ja aufmerksame Herr mit der zerklüfteten Physiognomie eines Abenteurers besaß ab 1967 eine Galerie in Freiburg. Er erregte Aufsehen, als er seit 1977 auf “Schloß Rimsingen” bei Breisach als Inhaber eines “Kulturzentrums”, Galerist und Sammler wirkte. Mit erheblichem enzyklopädischem Eifer trug er eine – wenn auch streckenweise lückenhafte – Sammlung “Deutscher Malerei der Gegenwart” zusammen. Als die Verwaltung von Breisach mangels Ebbe in der Kasse das mehr als 200 Jahre alte Schloß an einen Privatmann verkaufte, der darin eine Managerschule plante, war der Galerist zum Umdenken gezwungen. Auch eine Sammel- und Ausstellungstätigkeit im “verschlafenen, historischen Heidelberg” war nur von kurzer Dauer. Das Galeristenherz in Rolf Kröner schlug so heftig, daß er kurz darauf von einem Frankfurter Hotelzimmer aus endlose Trips durch Hallen und avisierte Galerieräume startete. Die blieben allerdings fruchtlos. Denn Kröner befand bald, daß in Frankfurt die Mieten überteuert und vieles zu aufgesetzt ist. Immobilien-Annoncen waren es dann, die ihn in Wiesbaden auf einen zwischen 1895 und…