Claudia Posca
Wiebke Siem
»Biestiges aus deutscher (Kunst)Geschichte«
Lehmbruck Museum Duisburg, 7.3. – 19.4.2015
Die Dinge sind nicht so, wie sie sind. Zumindest, wenn sie von Wiebke Siem auf die Bühne geholt werden. Die 1954 in Kiel geborene, heute in Berlin beheimatete Künstlerin wurde im letzten Jahr überraschend mit dem renommierten Goslarer Kaiserring ausgezeichnet. Bis dato war sie eher Insidern bekannt und steht nun in einer Reihe mit den Granden der Gegenwartskunst, wie u.a. Henry Moore (1975), Gerhard Richter (1988), Jenny Holzer (2002), Matthew Barney (2007) und Ólafur Eliásson(2013).
Nach der im Neuen Museum Nürnberg 2013 ausgerichteten Präsentation mit Werken von 1983 bis 2013 zeigt nun das Duisburger Lehmbruck Museum eine um Wiebe Siems Zeichnungskunst ergänzte Schau. In den großzügigen Räumen des Ruhr-Kunst-Museums hat die Ex-Schülerin des an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste lehrenden Konzept-Künstlers Stanley Brouwn eine freundlich verstörende Ausstellung im Rahmen der 36. Duisburger Akzente inszeniert: Als ansprechendes Schauspiel verfremdender, befremdlicher Intervention in der zweiten und dritten Dimension, als kunsthistorisches Crossover und als symbolisch gebrochener Konzeptualismus ganz eigener Natur. Ironie, Narration, Alice im Wunderland, Automatenpuppe, Bellmer und Balthus sind diesem Kosmos nicht fremd. Max Ernst und der Surrealismus auch nicht.
In Anspielung auf Magrittes „Ceci n`est pas une pipe“ etwa ist die in Duisburg zu sehende Kabeltrommel keine solche, so, wie sie im Raum liegt, mit ihren Armen, Beinen und dem männlichem Genital. Wie eben sowenig das zum Auftakt gezeigte, personalisierte Obst in Gestalt einer überdimensionierten Weindolde aus Styropor, Schaum- und Wollstoff, „Drinker“ genannt, das Abbild einer Weintraube ist. Und ob…