Amine Haase
Wie zeigt man Beuys nach Beuys?
»Zwei Ausstellungen in Krefeld und in Düsseldorf«
Joseph Beuys – Natur, Materie, Form
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, 30.11.1991 – 9.2.1992
Joseph Beuys – Transit; Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 17.11.1991 – 16.12.1992
Zwei Ausstellungen, in Krefeld und in Düsseldorf, widmeten sich erstmals dem Lebenswerk von Beuys – mit einer Reihe noch nicht gesehener Arbeiten aus dem Nachlaß sowie aus Privatbesitz. Und sie verdeutlichen zwei unterschiedliche Ansätze der Auseinandersetzung mit Beuys heute: Gerhard Storck gab dem Überblick auf Beuys’ “plastische Arbeiten und Zeichnungen 1947 bis 1985” die Überschrift “Transit”. Armin Zweite stellte seine Beuys-Präsentation (mit Arbeiten aus demselben Zeitraum) in der Sammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf unter das Motto “Natur, Materie, Form”. Schon die Titel deuten die unterschiedlichen Perspektiven an, aus denen in Krefeld und in Düsseldorf die Arbeit von Beuys beleuchtet wurde.
Gerhard Storck betonte in Krefeld die Möglichkeit, mit künstlerischem Ausdruck “Durchgangsbereiche zwischen den Welten” – Kunst, Wissenschaft, Politik etc. – für den Blick freizuhalten. Armin Zweites Trilogie (Natur, Materie, Form) war auf festere Konturen gerichtet und betonte “die künstlerisch-ästhetische Seite des Schaffens von Beuys”. Dem Beuys-schen Kunstbegriff, der auf Veränderung (der Gesellschaft, der Kunst, des Lebens) angelegt ist, kam die Krefelder Interpretation sicherlich sehr viel näher. Die Düsseldorfer Deutung war mit ihrer Formalisierung geistiger und geschmacksbetonter Strömungen wahrscheinlich wirksamer, um die dauerhaften Kunst(-markt-)werte festzuschreiben. Und dementsprechend wirkte die Ausstellung in der Sammlung Nordrhein-Westfalen (die erste eigene von Armin Zweite dort) museal und für die Düsseldorfer, die sich trotz der Quasi-Nichtbeachtung durch die offiziellen Ausstellungsinstitute in der Stadt…