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Ausstellungen: Kraichtal · von Noemi Smolik · S. 429 - 430
Ausstellungen: Kraichtal , 2007

Noemi Smolik
Wie lernt man, frei zu sein?

»Pensée sauvage – von Freiheit«
Kunstverein, Ursula Blickle Stiftung, 25.5.- 8.7. 2007

Selten wurde der Begriff Bildung so strapaziert wie von dem Leiter der „documenta 12“, Roger Buerger. Allerdings knüpft sein Begriff an die Zeit, als Bildung dem Bürgertum als Abgrenzung gegenüber den „ungebildeten“ Klassen und Rassen diente. Mit dieser elitär anmaßenden Vorstellung von Bildung aufzuräumen, nahm sich die Leiterin des Frankfurter Kunstvereins, Chus Martínez, vor. Beim Wiederlesen des „Wilden Denkens“ von Claude Lévi-Strauss – der Titel ihrer Ausstellung lehnt sich an dieses Buch – erinnerte sie sich an den brasilianischen Befreiungstheologen und Pädagogen Paolo Freire und an seine Forderung nach einer „informellen Bildung “wie auch an seine Vorstellung, dass man zur Freiheit „ausgebildet“ werden kann. Die Frage zwang sich ihr geradezu auf: ob auch die Kunst, und wenn ja in welcher Form, zur Freiheit bilden kann?

Entstanden ist ein Ausstellungsprojekt, das an zwei Orten 16 KünstlerInnen zusammenbringt, deren Arbeiten die konzeptuelle Praxis der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts weiterentwickeln. Dabei ging es Martínez nicht darum, einzelne Position vorzustellen, sondern die Ausstellung zum „Ort des Geschehens“ zu machen, an dem in einer Zeit der Post-Revolution und -Politik die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Freiheit neu zur Disposition stehen. Denn längst ist die von der Kunst geforderte Freiheit, Kreativität und Autonomie zum Motor der kapitalistischen Entwicklung geworden. Alles ist möglich und genau deswegen ist nichts möglich: Der Ort der Freiheit muss neu bestimmt werden.

Aber wie? Indem sie Formen eines „wilden Denkens“, wie es Lévi- Strauss in seinem…



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