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Kommentar · S. 327 - 327
Kommentar , 1985

Amine Haase
Wie entsetzlich ist das Ende?

Man weiß es seit langem: so manche Ausstellung besteht nur aus der Vernissage und dem, was später darüber geredet wird. Über die Vernissagegäste, nicht über Kunst. Das Alibi, dieses Fest für Groupies und Kulturknospen müsse sein, zum Beispiel um sich zu “revanchieren für das, was die Käufer einem Gutes tun” (Paul Maenz), dieses Argument zieht nicht mehr. Die Fete muß wohl eher sein, weil sie die Parade der Vernissageure davon ablenkt, daß gar keine Kunst ausgestellt wird. Die Teilnehmer an der Eröffnungsgaudi merken es kaum, denn jeder ist damit beschäftigt, sich selbst ins beste Licht zu rücken – meistens mit dem Rücken zu den Ausstellungsstücken. Logisch, daß der Gastgeber sich da lieber nach Unverwüstlichem oder leicht Reparierbarem umsieht.

Wilde Zeiten, wilde Sitten – aber das ist eigentlich schon passé. Urinieren in Champagnergläser, Nudelauflauf aufs Künstlerhaupt. Die Erkennungsmelodie, von Hamburger Jung-Malern meistens mit heruntergelassenen Hosen gesungen, ist von der Hitliste verschwunden – “Glück auf! Der Steiger kommt”. Die Sänger mutieren; die Fest-Veranstalter müssen sich nach Jüngeren umsehen. Nachwuchs, der den Gästen den Eindruck ewigen Jungseins vermittelt, ist schnell gefunden – in Berlin – und flink eingeladen nach Köln in die Galerien von Maenz und Grunert. Daß inzwischen Kindergarten-Niveau erreicht ist, stört offenbar niemanden. Die ungezogenen Kleinen sind ja so niedlich! Und sie machen all die Dummheiten, die für den erwachsenen Galerie Gänger (und -besitzer) zum gesellschaftlichen Tabu wurden.

Ideal an diesen Bübchen ist, daß sie ihre Streiche malen und basteln, daß man sie also verkaufen kann und…


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