Amine Haase
Herbst der Sammler
Wie Auktionen und der Umgang mit Privatsammlungen den Blick auf die Kunst verändern
Wenn im Oktober Frieze und Fiac, die Märkte für zeitgenössische und Moderne Kunst, in London und Paris eröffnet werden, markieren auch die Museen, die öffentlichen und privaten Ausstellungshäuser den Beginn der neuen Saison. Parallel laufen die großen Auktionen bei Christie’s und Sotheby’s. An Abwechslung fehlt es nicht. Die Galerien laden zu gemeinsamen Eröffnungen ein; Cocktails, Dinners, Partys stehen rund um die Uhr im Angebot. Der umworbene Sammler kann sich so einiges zusätzlich zum Kunstkaufen gönnen, nur keinen Schlaf. Und eine stattliche Zahl von Mega-Sammlern gönnen sich vor allem eines – eine eigene Ausstellung. Die Dichte dieser Privat-Auftritte war – und ist bis in den Januar 2014 hinein – so groß, dass man von einem „Herbst der Sammler“ sprechen kann.
In London sorgte Charles Saatchi wieder einmal für Aufsehen. Der siebzigjährige Geschäftsmann und ehemalige Werbestratege von Margaret Thatcher, der sich vor knapp dreißig Jahren der Kunst zuwandte, hat schon oft seine Sammlung umorientiert und damit Turbulenzen ausgelöst – und oft auch die Wut betroffener Künstler auf sich gezogen. Sogar Damien Hirsts Hai in Formaldehyd, das wohl berühmteste Werk des britischen Künstlers, verkaufte er 2004. Hirst soll Saatchi einen „Shopaholic“ genannt haben, weil er Kunst im großen Stil kauft, sie dann publikumswirksam ausstellt und sie schließlich wieder verkauft, natürlich mit Gewinn. Saatchi selbst bezeichnet sich lieber als „artoholic“. Als er 1985 seine Gallery in einer ehemaligen Farbenfabrik in Nordlondon eröffnete, war die ein Hort der Minimal-Kunst. Später…