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Ausstellungen: Mannheim/Ludwigshafen · von Sigrid Feeser · S. 302 - 304
Ausstellungen: Mannheim/Ludwigshafen , 1995

Sigrid Feeser
Widerstreit der Bilderwelten

»Kunst und Kultur der 20er Jahre«
Ausstellungen im Rhein-Neckar-Dreieck

Die Ausstellung: ein Wintermärchen. So still und sanft und kalt hängen die Bilder an den Wänden. Wie einen Kristall hat Alexander Kanoldt die Häuser von Subiaco zu einer prismatisch aufragenden Spukstadt getürmt. Und Carlo Mense malt arkadische Idyllen mit Tempeln, Akten und Ziegenherden, als gäbe es weder Streiks noch Massenarbeitslosigkeit. Und Carl Grossbergs klarfarbige Maschinenbilder scheinen einzig die Magie des Stillstands zu benennen. Selbst Christian Schads mondäne “Sonja” sieht da aus wie eine Kleinbürgerin auf dem Kostümball. Das sollen die wilden Zwanziger gewesen sein mit ihrer Hektik, ihren Aufgeregtheiten?

Was die Mannheimer Kunsthalle unter dem Titel “Neue Sachlichkeit – die figurative Malerei der 20er Jahre” zur Veranstaltungsreihe “Widerstreit der Bilderwelten” im Rhein-Neckar-Dreieck beisteuert, hat mit der historischen (und nicht mehr rekonstruierbaren) Ausstellung von 1925 außer dem Ort nur wenig zu tun. Gustav F. Hartlaub hat als Erfinder des Begriffs “Neue Sachlichkeit” eine Legende der Kunstgeschichte geschaffen, die längst zerpflückt ist. Hartlaub war kein mutiger Mann, sein Verständnis für die “primitive, feststellungsnervöse Selbstentäußerungssucht” der sogenannten “Veristen” vom unruhigen, linken Flügel der gegenständlichen Malerei, für die Hurenmaler und politisch Engagierten hatte Grenzen. Die jetzt in einem graphischen Vorspann gezeigte “Ecce homo”-Mappe von George Grosz, 1924 wegen “Angriffs auf die öffentliche Moral” Gegenstand eines Prozesses, hätte der harmoniesüchtige Herr Direktor nie ausgestellt; jeder Zusammenstoß mit der “parteipolitisch verhetzten” Öffentlichkeit mußte vermieden werden.

Darüber läßt sich heute leicht hinweggehen. Die Mannheimer Ausstellung, mit rund 250 Exponaten etwa doppelt so groß wie ihre Vorgängerin, läßt…



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